Oktober 2005
Chagall-Ausstellung fasziniert auch Kinder -
Klosterhof von Auhausen in einen „Bienenstock“ verwandelt
Auhausen – Eine Woche lang zogen Bilder des großen russisch-französischen Malers Marc Chagall viele Menschen in die Klosterkirche nach Auhausen. Von früh bis abends glich der normalerweise sehr ruhige Klosterhof in Auhausen dem Zugang zu einem Bienenstock.
Menschen kamen und gingen, bevölkerten die Kirche und ihre Umgebung. Reiner Eberhardt, der die Bilder erklärte, hatte auch Führungen für Schulklassen angeregt. In einer die Kinder gut ansprechenden Art und Weise öffnet er die Augen für Einzelheiten, erklärte Symbole und Farben.
Bemerkenswert aufmerksam ging es zu, wenn zeitweise zwei Klassen gleichzeitig in den Kirchenbänken saßen und seinen Ausführungen folgten. Die Kinder durften ausschwärmen, sich Lieblingsbilder aussuchen, die dann zum großen Teil erläutert wurden. Manche nahmen ihr Bild am Schluß als Ansichtskarte mit nach Hause. Im Laufe der Woche dürften etwa 750 Schulkinder, eine Gruppe des Auhauser Kindergartens inbegriffen, die Ausstellung besucht haben. Eigentlich große Klasse. Denn es ist einfach nicht wahr, daß Kinder nur noch auf seichte Unterhaltung wie die Soap-Opera „Bianca, ...“ abfahren.
Ihre Lehrer haben es verstanden, bei ihnen das Gespür für das Echte zu wecken, sie zu interessieren. Knapp 1.000 Besucher dürften an den Abenden die Themen verfolgt haben; die zu ausgewählten Bildern behandelt wurden. Bewegend war das Votum von Hr. Faußner aus Herblingen, der geehrt wurde, weil er beinahe zum Inventar der Ausstellung wurde.
Es gab Tage, an denen er zwei-, ja dreimal zu den Vorträgen und Führungen kam. Er sagte und schrieb es nachher auch in das ausgelegte Gästebuch: „Die beinahe zierlichen Bilder schmückten die wuchtige starke Kirche. Und die Abende führten den schon in der Kirche zu findenden Satz 'Die Rieser beten miteinander' weiter. Die Rieser und die benachbarten Franken sahen, staunten und hörten miteinander.“ Ein bißchen wehmütig wurde der Referent dann am Ende des letzten Abends verabschiedet. Werner Schäfer vom Verein Kompaß aus dem Dekanat Heidenheim/Hahnenkamm, der zusammen mit der Kirchengemeinde Auhausen das Risiko der Veranstaltung getragen hat, überreichte Eberhardt und einer weiteren Mitarbeiterin ein Geschenk.
Der fränkisch-schwäbische Bläserkreis um Friedrich Kollmar, Auhausen, sorgte für einen würdigen Ausklang: So gut es auswendig ging, sangen die Gäste „Lobet den Herrn“. Eigenartig blieb doch der Klang des letzten Steindrucks, den Eberhardt vorgestellt hatte. Chagall hat ihn an seinem Todestag angefertigt. Sein Titel: „Dem Licht entgegen“. Dargestellt ein Maler vor der Staffelei. Er hat den Pinsel bereits weggelegt.
Zwei Gestalten hat er gemalt. Die beiden schon verstorbenen Frauen Chagalls vielleicht? Sie halten ihm einen Blumenstrauß entgegen. Und nur wer genau hinschaut, sieht, daß der Strauß aus dem Bild herausspringt, dem Maler entgegen. „Dem anderen Licht entgegen“ heißt dies letzte Bild. Marc Chagall starb 1985 im Alter von 98 Jahren.