Geschichte über die Geschichte
Filmnacht im historischen Klosterhof
Auhausen – Wie der Bauernkrieg wirklich war und was sich vor fast 500 Jahre in der fränkisch-schwäbischen Region damals zugetragen hat, läßt sich – trotz aller Geschichtsaufarbeitung – wohl nicht mehr bis ins Detail rekonstruieren. Bei der langen Filmnacht in Auhausen jedenfalls wurde zum Gedenkjahr „400 Jahre Protestantische Union“ mit dem Hauptfilm „Der Tod des weißen Pferdes“ ein weiterer Deutungsversuch präsentiert. Annähernd 300 Besucher waren in den historischen Klosterhof von Auhausen gekommen, um sich vor dem mächtigen Westportal das Werk von Regisseur Christian Ziewer anzuschauen.
Der Regisseur hatte den Film, der 1984 entstand und 1985 bei der Berlinale nominiert werden war, nach Auhausen verlegt. Und doch – er hätte überall sonst auch angesiedelt werden können, wo es zu Irrungen und Wirrungen kam, und die Bauern sich gegen die Vormacht der Klöster und der Fürsten auflehnten.
In Auhausen wurde der Film nicht gedreht (der Drehort wurde in das gebäudlich noch erhaltene Kloster Langenzenn verlegt werden). „Ich habe mich hier aber vorher umgeschaut“, erzählte der Regisseur den Besuchern. Tief beeindruckt habe ihn der Satz in einer Chronik, daß „wie durch ein Wunder der Altar nicht zerstört wurde“. Zur zentralen Handlung seines Films wurde deshalb die Erstürmung des Klosters Auhausen durch die Hesselberg-, Hahnenkamm- und Rieshaufen im Mai 1525.
Der Berliner Regisseur, der für diesen Abend erstmals wieder hierher gekommen ist, wollte eine Geschichte über die Geschichte in Auhausen und während der Bauernkriege drehen. Beispielhaft für die Zustände im ganzen Land spielte die Handlung im fränkischen Dörfchen Ostheim, in der Zeit, wie es per Schwur dem Kloster Auhausen unterstellt worden ist. „Detailgetreu kann das gar nicht sein“ sagte Ziewer vor der Vorstellung, um Erwartungen der Zuschauer nicht zu hoch anzusiedeln. Er habe seine Phantasie spielen lassen und wünschte sich, daß bei den Besuchern ebenfalls neue Bilder über die geschichtlichen Ereignisse rund um Auhausen entstehen.
„Geschichte wird doch auch durch Geschichten lebendig“, meinte Kreisheimatpfleger Herbert Dettweiler nach der Vorstellung. Manche Szenen seien für Besucher möglicherweise brutal gewesen, sagte Ziewer. „Doch die Wirklichkeit war vielleicht noch grausamer“, so der Regisseur.
Nur durch die private Initiative eines Ausschußmitgliedes ist der Jubiläumsausschuß auf den Film aufmerksam geworden. „Das Werk, das Auhausen zum Thema hat, wollten wir den Bürgern nicht vorenthalten“, sagte Markus Steinhöfer, Leiter der Arbeitsgruppe „Filmnacht“. Für Fritz Kollmar, Ausschußvorsitzender, war die Vorstellung ein wertvoller Beitrag in der Diskussion über die eigene Geschichte.
Der Film, in dem Dietmar Schönherr (als Amtmann von Truhendingen), Ulrich Wildgruber, Udo Samel und Peter Franke mitspielten, kam durchweg gut beim Publikum an. Sicherlich hatte auch die gelungene Inszenierung des Festausschusses dazu beigetragen: Der gotische Hochaltar von Dürer-Schüler Hans Schäufelin (1519) in der Klosterkirche, der im Film vorkommt, war während der Dauer des Films beleuchtet. Ausschußmitglied Karl-Heinz Beck bot den begeisterten Zuschauern für die nächsten Wochen Führungen durch die Kirche an.
Kinofilm über Auhausen: Regisseut Christian Ziewer (links) setzte das Thema Bauernkrieg und Erstürmung des Klosters Auhausen in dem Film "Der Tod des weißen Pferdes" um. Markus Steinhöfer hatte Film und Regisseur in den Klosterhof der Nordries-Gemeinde geholt
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