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Pressebericht zum Gottesdienst vom 21. Mai 1976:

Gemeinsam in eine neue Zukunft
Landesbischof Dr. Hanselmann und Bischof Dr. Stimpfle sprachen vor mehr als 1.500 Besuchern

Zu einem denkwürdigen Ereignis von historischer Bedeutung gestaltete sich am Freitagabend der ökumenische Gottesdienst in der Klosterkirche. in Auhausen. Im Mittelpunkt standen .die Ansprachen, die Gebete und der gemeinsam erteilte Segen von Landesbischof Dr. Johannes Hanselmann und Bischof Dr. Josef Stimpfle. Über 1.500 Besucher, von denen viele stehen mußten, nahmen bewegt und ergriffen teil. Unter ihnen befand sich auch Staatsminister Anton Jaumann, der die Anregung .zu diesem Gottesdienst mit dem Thema “Die Rieser beten miteinander“ gab. Schulrat Barsig bezeichnete den Gottesdienst als "bisherigen Höhepunkt“ der Rieser Kulturtage. In ihm wirkten ferner Kreisdekan Oberkirchenrat Dr. Walter Rupprecht, Augsburg, Dekan Hans Issler. Oettingen und Stadtpfarrer Lorenz . Gärtner, Wemding, mit, der zusammen mit Ortspfarrer Wilhelm Maisel die Begrüßung vornahm.
„Die Antwort des 2. Vatikanischen Konzils auf die Reformation im Ries“ – unter dieses Thema stellte Bischof Stimpfle seine Ansprache. An einigen Beispielen erläuterte er, daß die Reformation und das Konzil das gleiche Ziel gehabt hätten. Beide wollten die Kirche erneuern, beide hätten eine tiefgehende Übereinstimmung über das Wesen der Kirche und über die Bedeutung des Wortes Gottes für ihr Leben und Wirken. Zu Beginn seiner Rede verwies der Bischof darauf, daß dieser Gottesdienst in dem ort stattfinde, an dem 1608 die Evangelischen die sogenannte Union zur Verteidigung ihrer Sache schlossen. Heute dagegen setzen am gleichen Ort die evangelischen und katholischen Christen „ein Zeichen der Gemeinschaft im Glauben an Christus, ihren gemeinsamen Herren“. Stimpfle unterstrich, daß die Auseinandersetzungen der Reformations- und Gegenreformationszeit der Vergangenheit angehören. Die Gemeinden haben aufgehört, sich gegenseitig anzufeinden und zu bekämpfen, sie seien zu einer Koexistenz ohne Konflikte übergegangen. Nun sei jedoch die Zeit reif, „daß die Rieser miteinander gehen und mit dem Herren Jesus Christus in ihrer Mitte den Weg in die Zukunft gemeinsam gehen“.
Weiter sagte der Bischof, daß Martin Luther weder eine neue Kirche noch deren Spaltung wollte. Es ging ihm darum, das „reine Evangelium wieder zu gewinnen“. Das Konzil wollte ebenfalls das Evangelium in seiner ursprünglichen Reinheit zum Leuchten bringen. Zugleich wollte es in der Wiedervereinigung der getrennten Kirche den Weg bereiten. Die Sorge um die Wiederherstellung der Einheit sei eine Grundpflicht der ganzen Kirche, die Alle Christen angehe. „Viele Christen sehen sich danach, den Weg des kalten, beziehungslosen Nebeneinander zu verlassen und den Weg in die Zukunft in brüderlicher Verbundenheit miteinander zu gehen“, sagte der Bischof wörtlich.
Auch im Verständnis des Wortes Gottes hätten Reformation und Konzil eine übereinstimmende Sicht. Für beide ist Christus gegenwärtig im Wort und Sakrament. „Damit die Gläubigen mit tieferem Verständnis an den liturgischen Feiern teilnehmen und reiche Frucht daraus schöpfen, hat das Konzil die Muttersprache eingeführt und die Kommunion unter beiden Gestalten grundsätzlich gestattet.“
Abschließend meinte der Bischof, daß in einer Zeit, „in der sich das Wert- und Normbewußtsein in unserem Volk verschiebt, in der viele die Grundwerte anfechten und den Anspruch des Sittengesetzes ablehnen,“ in den Rieser Gemeinden die christlichen Grundüberzeugungen und sittlichen Grundhaltungen lebendig bleiben müssen.
„Missionarische Christen im Ries heute“ – unter dieser Überschrift stellte Landesbischof Dr. Hanselmann seine Predigt. Zu Beginn begrüßte er herzlich Bischof Stimpfle und Regionalbischof Kreisdekan Dr. Rupprecht. Sein besonderer Gruß galt seinem alten Freund Staatsminister Anton Jaumann, mit dem er zusammen die Schulbank im Oettinger Gymnasium gedrückt habe.
Dann stellte der Landesbischof dankbar fest, daß es im Ries eine große Anzahl von Menschen in beiden Konfessionen gäbe, „die versuchen, wirklich als Christen zu leben“. Für sie sei der Gottesdienst in Wort und Sakrament die Brunnenstube ihres Glaubens.“ Sie seien auch bereit Opfer für ihre Kirche zu bringen. Diese anerkennende Aussage solle jedoch die Christen im Ries nicht eitel machen, da es auch laues Gewohnheitschristentum und Gleichgültigkeit und bei Einzelnen sogar Ablehnung des christlichen Glaubens gäbe. Ausgehend von dem Wort Jesu „Ihr werdet meine Zeugen sein“ betonte der Landesbischof, daß Gott keine „Sonntagschristen“, sondern „missionarische Christen“ haben möchte. das seien Menschen, die zu Trägern des Evangeliums, der frohen Botschaft werden. damit seien alle Rieser Christen gemeint. Im Auftrag im Ries heute sei es, in ihrem Reden und ihrem Handeln missionarisch zu wirken. „Christen ohne missionarische Ausstrahlungskraft sind wie Glocken ohne Schall, wie Instrumente ohne Klang“, sagte Hanselmann wörtlich.
Missionarisches Christsein beginne im unmittelbaren Lebensbereich. Gott wolle Eheleute, die Ehekrisen im Glauben an Gott miteinander bewältigen. „Gott will Eltern und Kinder, die sich gegenseitig als Kinder Gottes anerkennen und darum nicht im dauernden Aufstand gegeneinander leben müssen. Gott braucht Arbeitgeber, denen nicht nur die Produktion, auch nicht alle in die soziale Lage ihrer Arbeiter wichtig ist, sondern mindestens ebenso deren Glauben, also deren geistliche Existenz. Gott braucht heilende Menschen für die innerlich Heimatlosen, für die Abgehetzten und Nervösen. Gott braucht tröstende Menschen für die Kranken, Schwachen und Leidtragenden.“
Missionarische Christen im Ries heute seien Menschen, die inmitten eines gerade auch im ländlichen Raum deutlich spürbaren Wandels der Lebens- und Arbeitsbedingungen, das Evangelium, die frohe Botschaft in Wort und Tat bezeugen und zwar in jeder der beiden großen Konfessionen.
Die Gedanken, die die beiden Bischöfe in ihren Ansprachen äußerten, schlugen sich auch in den Gebeten, im Sündenbekenntnis und in den Schriftlesungen des Gottesdienstes nieder. Bischof Stimpfle bat darum, daß das Volk aus „Gleichgültigkeit und Glaubensmüdigkeit“ herausgerissen werde. Landesbischof Hanselmann betete: „Erfülle unsere Sehnsucht, eine Herde unter einem Hirten zu werden“. Dekan Issler: „Schenke Bereitschaft zum gemeinsamen Gespräch und Mut zum gemeinsamen Handeln“. Pfarrer Gärtner: „Mache aus der Kirche von gestern, eine Kirche, die Dir dient und Frucht bringt“. Kreisdekan Dr. Rupprecht im Sündenbekenntnis: „Wir rufen uns die Spaltung der Christenheit ins Gedächtnis an der wir teilhaben. Unsere Tradition, unsere Vorurteile trennen uns voneinander und lassen uns einander nicht verstehen.“ Dekan Issler verlas die Stelle aus dem Johannes-Evangelium, in der Christus bittet, daß „sie alle eins seien“.
Zu Beginn des Gottesdienstes wies Ortspfarrer Maisel auf die „denkwürdige Stunde“ hin. Er begrüßte aus den Bischöfen insbesondere Staatsminister Anton Jaumann, „den Freund und Förderer der Auhauser Kirche“. Pfarrer Gärtner sagte für den Verein Rieser Kulturtage: „Es ist gut, wenn wir in diesen Tagen nicht nur in das Gesicht unserer Landschaft, sondern auch anbetend in das Gesicht Gottes sehen“.
Eine hervorragende Leistung bot der Auhauser Kirchenchor, der durch die Mitglieder anderer Chöre verstärkt und von KMD Klaus Meinzolt dirigiert wurde. Der Posaunenchor spielte unter Leitung von Otto Just. Die Kollekte des Gottesdienstes war je zu einem Drittel bestimmt für Pater Michael Mayer O.S.B., geboren in Hochaltingen, tätig für die Mission in Eshowe (Südafrika), für die Reparatur von Gartenmöbeln des Helene Linde-Heimes in Oettingen und für die Fortführung der Renovierungsarbeiten an der Klosterkirche in Auhausen.
Im Anschluß an den Gottesdienst fand ein Beisammensein von evangelischen und katholischen Pfarrern mit ihren Bischöfen statt. Dabei regte Regionalbischof Kreisdekan Dr. Rupprecht an, daß das Gebetläuten in den evangelischen und katholischen Kirchen des Rieses zur gleichen Zeit stattfinden sollte, damit sich die Gläubigen zur gleichen Stunde im Gebet vereinen könnten. Staatsminister Anton Jaumann fragte nach der Wirkung eines solchen Gottesdienstes. Er meinte, jede Konferenz gehe nun bestärkt für sich nach Hause. Man spürte, daß die Gemeinsamkeiten größer sind als das Trennende. Die Konfessionsverschiedenheit des Rieses sei ein ungeheuerer Reichtum. „Wir können viel von einander lernen und viel einander geben.“

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