Pressebericht zum Gottesdienst vom 5. Dezember 1997:
Ökumene begann mit Jaumann
Gedenkgottesdienst zum 70. Geburtstag in der Klosterkirche Auhausen
Im Beisein von Bundesfinanzminister Theo Waigel, Bundesbauminister Eduard Oswald, Staatssekretär Alfons Zeller, MdL Georg Schmid, Abt Norbert Stoffels aus Neresheim, Oberkirchenrat Dr. Ernst Öffner, der Witwe Margarethe Jaumann sowie weiterer Würdenträger aus Staat und Kirche wurde zum 70. Geburtstag von Anton Jaumann in der Klosterkirche Auhausen ein ökumenischer Gedenkgottesdienst abgehalten.
In seiner Predigt' erinnerte Oberkirchenrat Öffner an den ersten ökumenischen Gottesdienst in Auhausen vor über 20 Jahren, der vom damaligen bayerischen Wirtschaftsminister Anton Jaumann initiiert worden war. Ziel dieser Gottesdienste sollte es sein, das konfessionell gespaltene Ries zumindest im Gottesdienst zusammenzuführen. Die Repräsentanten beider Kirchen sollten demonstrieren, daß es möglich und eigentlich selbstverständlich ist, daß Christen aller Konfessionen gemeinsam ihre Religion ausüben.
Seit Jaumanns Initiative habe es immer wieder .ökumenische Gottesdienste im Ries gegeben, die zu einem guten Brauch geworden seien. Auch bundesweit träten die Kirchen immer mehr gemeinsam auf; nicht nur im religiösen, sondern auch im politischen Bereich.
Auch in grundsätzlichen theologischen Differenzen nähere man sich an – so seien beide Konfessionen dabei, sich wieder gemeinsam zur "Rechtfertigungslehre" zu bekennen, über die es im 16. Jahrhundert zu Streit und Spaltung gekommen war. Die Rechtfertigungslehre, besagt, daß jeder Mensch vor Gott in gleicher Weise und ohne Möglichkeit der Beeinflussung, "ohn unser Verdienst und Würdigkeit" Gnade und Vergebung findet.
Im Gedenkgottesdienst für Anton Jaumann solle man, so Öffner, den Impuls von damals aufnehmen und der Wirklichkeit der Trennung die Wirklichkeit des gemeinsamen Glaubens entgegensetzen. Das Gemeinsame sei wichtiger als das Trennende und die Spaltung der Kirche gehe nicht bis an die Wurzeln. Gerade die Adventszeit sei geeignet, sich auf positiven Seiten mehr zu konzentrieren als auf negative. Öffner übertrug diese theologischen Gedanken auch auf die Politik – er sieht im Glauben an die Möglichkeit, das Positive real werden zu lassen, die Energie des einzelnen Politikers, schwere und zunächst oft unlösbar scheinende Aufgaben anzugehen und es zu ertragen, oft „wie Freiwild behandelt zu werden“. Der gleiche Glaube müsse auch der Grundkonsens des künftig vereinten Europas sein.
Vor dem Gottesdienst hatte Bundesfinanzminister Theo Waigel am Grab Anton Jaumanns einen Kranz niedergelegt.
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