Lehmingen – Der herrliche Festsaal des Oettinger Schlosses war proppenvoll, die Liste der Ehrengäste ellenlang: Georg Schmidt, Gabriele Fograscher, Stefan Rößle und Hans Raidel; Hermann Faul, Paul Kling, Alois Stadler, Dr. Wilfried Sponsel und Matti Müller; Dr. Peter Fassl, drei Dekane und Alfred Graf Schenk von Stauffenberg - alle miteinander begrüßte der Hausherr, Albrecht Fürst zu Oettingen-Spielberg mit einem „herzlichen Grüß Gott“. Im Mittelpunkt am Samstagabend stand aber Herbert Dettweiler, dem die Raiffeisen-Volksbank Ries in seiner Eigenschaft als Kreisheimatpfleger in einer eindrucksvollen Feierstunde den „Rieser Heimatpreis 2010“ verlieh.
Gerade das Oettinger Schloss sei „ein wichtiger Ort“ für diese Veranstaltung, betonte Helmuth Wiedenmann als Vorstandsvorsitzender der Bank in seiner Einführung: „Der lokale Bezug ist gegeben, das Ambiente bietet einen überaus passenden Rahmen und die Gäste kennen den Preisträger“. Dazu sei mit dem Oettinger Fürsten ein idealer Laudator gefunden worden.
Auch das Datum wäre bezeichnend - der Geburtstag Mahatma Ghandhis. Von ihm stamme der Ausspruch „Wir müssen die Änderung sein, die wir in der Welt sehen wollen“. Änderung sei immer mit Aufwand verbunden. Obwohl es bequemer sei, an Altem festzuhalten und Traditionen zu wahren, sei es wichtig, Änderungen anzustoßen. „Beide Richtungen sind für uns als Genossenschaftsbank wichtig“, folgerte Wiedenmann.
Außerordentliche Verdienste
„Gerade in der Zeit der globalen Wirtschaftskrise sehen wir unsere Stärke in der Heimatverbundenheit und bieten Institutionen und Personen, die sich außerordentliche Verdienste um unsere Rieser Heimat erworben haben, mit unserem Heimatpreis eine Plattform.“
„Nicht spontan, aber dann aus innerer Überzeugung“ habe er die Aufgabe zur Laudatio des Herbert Dettweiler übernommen, gestand Albrecht Fürst zu Oettingen-Spielberg. Für die Zuerkennung des Heimatpreises seien drei Kriterien entscheidend: Die Stärkung der Gemeinschaft in sozialer und kultureller Hinsicht, die Erhaltung und Pflege der Kulturgüter und die Förderung der kulturellen Entwicklung. Herbert Dettweiler erfülle alle drei Kriterien in besonderem Maße: „Begabung, Willensstärke und Berufung treffen bei ihm zusammen.“ Als Erst- und Zweitklasslehrer in Oettingen wäre er nie „der Pauker gewesen, der seine Macht spüren lässt.“
Der Fürst untermauerte diese Aussage mit zwei amüsanten Episoden aus Dettweilers Unterricht, an die sich seine jüngste und seine älteste Tochter noch heute erinnerten. Seit 1990 wirke Herbert Dettweiler zudem als Kreisheimatpfleger für den Altlandkreis Nördlingen. „Ehrenamtlich, wohl gemerkt“, was eine Unmenge an Zeit erfordere. 2007 habe er die Denkmalschutzmedaille des Freistaates Bayern bekommen, über 450 Vorträge über Rieser Brauchtum gingen auf sein Konto. Dazu sei er seit über 40 Jahren in der Lehminger Blaskapelle aktiv, fast 30 Jahre lang führte er den Kreisverband des BLLV. Ein persönlich-ironisches Schmankerl sei sein Vorstandsposten im Soldaten- und Kameradschaftsverein Lehmingen-Lohe, den er selbst als anerkannter Kriegsdienstverweigerer annahm.
Für das Lehminger Dorfjubiläum war er wohl der „spiritus rector“, der die andernorts übliche Festschrift „mit seiner nicht endenden Quelle an Ideen“ zu einem üppigen Buch ausweitete. Herbert Dettweiler sei „ein typischer Unternehmer“. Das seien nicht nur Leute, die Geld verdienen wollten, sondern Leute, die „das Ziel haben, etwas zu unternehmen, um eine Vision in die Tat umzusetzen“. Die Verleihung des Heimatpreises an Herbert Dettweiler ist für den Oettinger Fürsten eine gute Entscheidung, denn der Geehrte sein „ein Vielklang an Heimatverständnis“.
Aufgaben eines Heimatpflegers
Herbert Dettweiler mochte „nicht verhehlen, dass ich mich sehr gefreut habe“ über die Ehrung. Doch er tat eigentlich nur seine Pflicht, fügte er bescheiden hinzu. Er beleuchtete in seiner Dankesrede die laut KM-Blatt aufgelisteten acht Dienstaufgaben eines Heimatpflegers wie die „Beteiligung nach dem Denkmalschutzgesetz“, die „Beteiligung im Planungs- und Bauwesen“, die „Pflege von Brauchtum, Trachten, Volkslied, Volksmusik, Volkstanz und Mundart“, die „Betreuung von Heimatmuseen und privaten Sammlungen“, die „Erziehung zum Heimatgedanken“, die „Zusammenarbeit mit den Bezirksheimatpflegern“, die „Zusammenarbeit mit Dienststellen und Verbänden“ und schließlich die „Zusammenarbeit mit dem bayerischen Landesverein für Heimatpflege“.
Dank an die Familie
Sein besonderer Dank galt seiner Familie, die manchmal zurückstecken oder sogar leiden musste. „Was aber offensichtlich nicht schadete“, fügte er augenzwinkernd hinzu. Das Preisgeld von 5000 Euro will er verwenden für die Anschaffung von Beamer und Laptop, „um in der Vortragstechnik up to date zu sein“. Dazu übernehme er die Kosten für die Grundausstattung der musikalischen Früherziehung in seiner Blaskapelle und schließlich sei ein Betrag für den Umbau des alten Lehminger Schulhauses reserviert. In seinen Dank schloss er auch die Organisatoren der Bank ein und schließlich auch seine Lehminger Blaskapelle, „die heute sehr gut ohne mich ausgekommen ist“.
Den Marsch geblasen
Wohl wahr! „Seine“ Lehminger bliesen schon lange vor Beginn ihrem Jubilar drunten im Schlosshof den herkömmlichen Marsch. Im Festsaal oben liefen sie unter der akribischen, rigoros konsequenten und auf absolute Qualität bedachten Stabführung von Hartmut Betz zu staunenswerter Form auf. Hoch konzertante Titel wie die einführende „Cantata jubilata“, zwei Ausschnitte aus Händels „Feuerwerksmusik“ und ein überaus feierlicher „Coburger Marsch“ zum Abschluss ließen Auftritte aus verflossenen Jahren glattweg vergessen.
Kurze Grußworte sprachen Georg Schmidt, der den Leitgedanken „Verantwortung leben“ zu Dettweilers Grundsatz erhob, Stefan Rößle („Sie sind ein Rieser durch und durch“) und Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl, der den Blick nach oben wandte: „Die Schutzengel an der Decke dieses Saales sollen dich in deiner Arbeit begleiten!“
Paul Ritter fasste als stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Bank den umfassenden Dank in Worte.
Bericht aus Rieser Nachrichten vom 4. Oktober 2010
Herzlichen Glückwunsch aus Auhausen - verbunden mit einem aufrichtigen Dankeschön!