„Suche den Frieden und jage ihm nach“ (Ps 34,15), mit diesem biblischen Auftrag, der im Prolog (Nr. 17) der Benediktusregel als Glaubens- und Lebenswissen tradiert und gefordert wird, lebten Jahrhunderte lang Generationen von Menschen in bzw. in der Umgebung der Klostergemeinschaft zu Auhausen. Das Bild, dass man den Frieden „suchen“ und ihm „nachjagen“ muss, war damals und bleibt auch heute eine eindringliche Mahnung, dass der Friede ein hohes Maß an Engagement und Durchhaltevermögen abverlangt.
Für die Bischöfe von Eichstätt in damaliger Zeit dürfte Auhausen kein unbekannter Ort gewesen sein; denn der letzte Abt des Klosters, Georg Truchsess von Wetzhausen, zog sich nach Eichstätt zurück, nachdem diese Benediktinerabtei „in den Stürmen des Bauernkrieges und der Reformation“ (Martin Winter) im 16. Jahrhundert untergegangen war. Doch der Auftrag „Suche den Frieden“ blieb in diesem christlichen Ort lebendig. So wurde Auhausen mit seinem Kloster zu einem Ort der Friedenssuche und der solidarisch angestrebten Friedenssicherung, als dort im Mai 1608 die Protestantische Union gegründet wurde. In einem anderen Machtgefüge erfolgte ein Jahr später, 1609, die Gründung der Katholischen Liga. Dabei ist erwähnens- und bedenkenswert, dass sich der damalige Bischof von Eichstätt, Johann Konrad von Gemmingen (1595-1612), diesem Bündnis nicht anschloss.
Die Wucht der „explosiven Verbindung von Konfessionskonflikt und Staatsbildung“ (Heinz Schilling), die in den Dreißigjährigen Krieg mündete, ist nicht nur Geschichtskundigen bekannt. Die Erinnerung an das Dunkle dieser Zeit ist selbstverständlich und vor allem vorurteilsfrei wachzuhalten. Doch ebenso sollten wir uns immer wieder die friedensstiftende Kraft der Religion über Konfessionsblöcke hinweg bewusst machen. Dass damals Friede wieder möglich wurde, geschah „nicht durch Marginalisierung oder gar Stigmatisierung der Religion, sondern unter Beibehaltung
und gegenseitiger Respektierung des religiösen Wahrheitsanspruchs“ (Heinz Schilling).
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Bischof Dr. Gregor Hanke OSB
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Gedenktage können durch Erinnerung einen geistig und geistlich fruchtbaren Nährboden für uns und für kommende Generationen mitbereiten und der Wüstenbildung durch Vergessen entgegenarbeiten. In diesem Sinne wünsche ich den Veranstaltungen zum Jubiläum „400 Jahre Protestantische Union“ gutes Gelingen und segensreiche Früchte des Friedens für die Zukunft.
Es freut mich, dass diese Feierlichkeiten im Zusammenhang mit den „Rieser Kulturtagen“ stattfinden. Ich bin dankbar für die mittlerweile jahrzehntelange Tradition dieser Kulturtage und dafür, dass gerade auch ökumenische Gottesdienste und Initiativen wie die jährliche Benediktus-Vesper in Auhausen in dieser Region den gemeinsamen Glauben bekennen und beheimaten.
Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern an den Gedenktagen und an den „Rieser Kulturtagen“ wünsche ich bereichernde Begegnungen mit Menschen und mit unserem Herrn Jesus Christus.
Gregor Maria Hanke OSB
Bischof von Eichstätt |