Gedenktage sind Knotenpunkte unserer Geschichte. Sie bieten Halt, dem, der zurückblickt. Und sie helfen uns dabei, die Richtung für die Zukunft zu finden.
„400 Jahre Protestantische Union“ sind ein Anlass zu solchem Gedenken. Im Mai 1608 war Auhausen Mittelpunkt der protestantischen Welt: Fürsten und andere Mächtige schlossen ein Schutz- und Trutz-Bündnis. Ihre Gemeinsamkeit bestand darin, den Protestantismus vor der erstarkenden Gegenreformation zu schützen: Es ging um das Überleben der reformatorischen Bewegung.
Ein politisch-militärisches Bündnis der religiösen Überzeugung wegen – eine Vorstellung, die uns heute fremd erscheint. Wir sind es gewohnt, Religion und Politik zu trennen, Glaubensunterschiede friedlich auszutragen. Und das aus gutem Grund. Gerade einmal zehn Jahre nach der Union von Auhausen zog der 30jährige Krieg seine schreckliche Spur des Todes und der Verwüstung durch Europa. Der Preis war entsetzlich hoch, aber Europa hat gelernt: Glaubensunterschiede rechtfertigen niemals Waffengewalt. Und doch merken wir heute, dass die Trennung von Staat und Religion nicht überall auf der Welt akzeptiert wird, immer noch zu „Glaubenskriegen“ aufgerufen wird. Und das nicht nur in der muslimischen, sondern auch in der westlichen, „christlichen“ Welt.
Ich wünsche mir deshalb, dass von den Gedenkfeiern in Auhausen ein Signal des Friedens ausgeht. Und ich wünsche mir, dass dies ein ökumenisches Signal ist: Protestantische und römisch-katholische Christen, deren Glaubenskampf Auslöser für viel Leid war, ziehen heute am selben Strang. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, alles daran zu setzen, dass das Wort „Glaubenskrieg“ nur mehr in den Geschichtsbüchern steht – als Warnung, dass die eigene Glaubensüberzeugung niemals Grund oder Vorwand sein darf, zum Schwert zu greifen.
Ich bin den Organisatoren der Gedenkfeiern in Auhausen sehr dankbar, dass sie das historisch so bedeutsame Datum der Union aufgegriffen haben und so dazu beitragen, diesen Gedenktag zu einer Mahnung zum Frieden werden zu lassen.
Dr. Ernst Öffner
Regionalbischof
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Bischof Dr. Ernst Öffner |