Ein Jubiläum findet statt, wenn es sozusagen Grund zum Jubel gibt; eine Gedenkwoche, wenn es Grund gibt, nachdenklich zu werden.
Ich erinnere mich an die entsprechende Vorlesung in Kirchengeschichte: Die Professorin erzählte von einem kleinen Ort an der schwäbisch-fränkischen Grenze, etwa auf halbem Weg zwischen Nürnberg und Augsburg mit einer durchaus sehenswerten Klosterkirche. Und dann folgten die Ausführungen, wie hier in Auhausen im Frühjahr 1608 europäische Geschichte geschrieben wurde, aufgerüstet wurde und schließlich in den 30-jährigen-Krieg mündete. Glaube und Konfessionsfragen mussten herhalten, um doch letztlich wirtschaftliche und machtpolitische Interessen, die mit Gewalt durchgesetzt werden sollten, zu legitimieren. Die deutsche Bevölkerung wurde auf ein Drittel dezimiert, nur fassbar in Einzelschicksalen, die uns zum Beispiel durch die Gesangbuchautoren jener Zeit bekannt geworden sind.
Aus diesem Anlass eine Gedenkwoche, eine Woche, die nachdenklich machen möchte.
Die Fragestellung ist – leider Gottes – aktuell geblieben. Wir sehen in der Welt, wie nach wie vor Glaube und Religion missbraucht werden, um letztlich machtpolitische und wirtschaftliche Interessen durchzusetzen.
Die Fragestellung ist – Gott sei Dank – insofern nicht mehr aktuell, wenn wir an das Miteinander der Konfessionen bei uns denken.
Und da ist unsere Gedenkwoche gerade in Auhausen besonders gut aufgehoben, denn dieser Ort steht in unseren Jahrzehnten für ein wegweisendes Miteinander, wie schon 1994 die Impulse der Bischöfe Hanselmann und Stimpfle in den Rieser Nachrichten mit „Die Rieser beten miteinander“ tituliert wurden.
Möge auch diese Gedenkwoche ein heilsamer Beitrag für unser Miteinander sein, weit über die Grenzen Auhausens hinaus.
Christoph Seyler
Dekan in Oettingen
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Dekan Christoph Seyler |