Die Chronik von Auhausen
Die heutige Gemarkung der Gemeinde Auhausen (Landkreis Donau-Ries) liegt am nördlichen Riesrand (nördlichste Gemeinde im Regierungsbezirk Schwaben) im schwäbisch-fränkischen Grenzgebiet in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Landkreisen Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen (Regierungsbezirk Mittelfranken) in einer wunderbar ineinander verschmelzenden Landschaft.
Die großräumige Flur wird in Nord-Süd-Richtung von der Wörnitz durchzogen, an welcher sich – im Ortsbereich beginnend – die Erhebung des Kellerberges sowie des Braunenberges bis ins „Fränkische“ hinein anschließt.
Die westliche Grenze ist geprägt von ausgedehnten Waldungen, dem „Oettinger Forst“, ein sogenanntes außermärkisches Gebiet (=ohne Gemeindehoheit). Im Osten des Gemeindegebietes findet man die Weiler Wachfeld, Zirndorf, Heuhof und Pfeifhof, vorgelagert den Auwald bzw.die „Au“.
Vorgeschichte
Das Ries ist eine Landschaft, die durch eine gewaltige Katastrophe, einem Naturereignis immensen Ausmaßes vor ca. 15 Millionen Jahren entstanden ist: einem Asteorideneinschlag. Dieser Himmelskörper aus dem unendlichen Weltall hatte vermutlich den Durchmesser von 1.000 m, schlug mit ca. 70.000 km/h auf der Erde auf und bohrte mit einer bisher einmaligen Sprengkraft einen Krater von über 20 km Durchmesser.
Die unterhalb von Auhausen durch den Kraterrand hindurchbrechende Wörnitz fließt gemächlich in ihrem Bett zum Südrand des Rieses bei Harburg und darüber hinaus bis zum Zufluß in die Donau bei Donauwörth.
Bekannt ist, daß es Millionen von Jahren geologischer und biologischer Entwicklung bedurfte, bis die Landschaft durch stetige Veränderungen und Wachstum ihre heutige Gestalt angenommen hat und besiedelt worden ist.
Nach inzwischen namhaften Ausgrabungen und Erforschungen ist diese nordschwäbische Landschaft seit ca. 20.000 Jahren bevölkert. Die offenkundigste Fundstelle, die Ofnethöhlen bei Nördlingen/Holheim mit ihren Schädel- bzw. Knochenfunden ist der eindeutige Beweis dafür. Diese frühen Siedler unserer Heimat waren folglich Höhlenbewohner und als Sammler bzw. Jäger sorgten sie für ihren Lebensunterhalt. Langsam entwickelten sie sich zu seßhaften Ackerbauern mit primitiven, steinzeitlichen Geräten und Waffen.
Ab ca. 1800 v. Chr. wurden bereits Gegenstände aus Bronze und von 400 v. Chr. an aus Eisen hergestellt, welche Dank der Kunst der Metallverarbeitung die Lebensweise und Kultur dieser Menschen deutliche erleichterte, wie auch Urnengräber aus der Nachbarschaft von Auhausen (bei Megesheim und Hochaltingen) belegen.
Historisch nachgewiesen ist, daß nördlich der Donau der germanische Volksstamm der Kelten einige Jahrhunderte auch das Ries bevölkerte. Als aber die Römer über die Alpen bis in unsere Gegend vordrangen und die Kelten vertreiben konnten, brach hier eine „neue Zeit“ an:
Die Errichtung von Römerlagern (z.B. Castra Losodica – Munningen), Bau einer Römerstraße, die sogar die Wörnitz – nördlich von Oettingen – mittels einer Brücke überquerte und somit zu den Frontlagern am Limes (hier: ca. 11 km nördlich von Auhausen) die wichtige Nachschubverbindung darstellte, prägte die gesamte Landschaft.
Als Folge der militärischen Besetzung des schwäbisch-fränkischen Raumes und der Gebiete nördlich der Donau erwuchsen auch hier zivile Ansiedlungen und landwirtschaftliche Anwesen zur Ernährung der Soldaten und Verwaltungsbeamten. So entstanden auf dem fruchtbaren Boden des Rieses eine größere Anzahl von Bauernhöfen (Villae Rustica).
Die Anfänge des Dorfes
Auhausen ist eine alte Ortschaft, die auf eine über 1000-jährige Vergangenheit zurückblicken kann, wobei die geschichtliche und wirtschaftliche Entwicklung immer im Zusammenhang mit dem Kloster von Auhausen zu sehen ist.
Leider ist aus den vermeintlichen Gründerjahren Auhausen kein belegbares Geschichtsgut vorhanden.
In Fachkreisen wird allgemein als gesichert angesehen, daß bereits einige Jahrhunderte vor momentan bekannten der ersten urkundlichen Erwähnung von Auhausen (959) mindestens eine dörfliche Siedlung „Ahusen“ oder „Ahausen“ vorhanden war.
Im Jahre 739 sind die drei (heiligen) Geschwister Willibald, Wunibald und Walburga nach Deutschland gekommen und sollen die Klöster Heidenheim, Heilsbronn – und Auhausen gegründet haben. Nachweisbar ist lediglich, daß sie das Kloster Heidenheim erbauten, in dem Wunibald, der 761 starb, mit seiner Schwester Walburga lebte. Willibald wurde 741 Bischof in Eichstätt.
Wenn jene nun auch in Auhausen noch kein Kloster errichteten, so ist doch nicht ausgeschlossen, daß sie zumindest eine Kapelle erbauten und sie von Heidenheim aus versorgten. Die ältesten Urkunden geben nämlich noch nichts von einem Kloster in Auhausen wieder, wohl aber, daß ein Graf Ernst von Truhendingen hier ein Hofgut mit einer Kapelle besaß, der sogenannten Ritterkapelle.
Als Kaiser Otto I. im Jahre 951 auf einem Zuge nach Italien eine zweite Ehe mit der Königswitwe Adelheid schloß, erregte dies und der große Einfluß des Bayernherzogs Heinrich die Unzufriedenheit Ludolfs von Schwaben so, daß er sich gegen seinen Vater erhob. Graf Ernst von Truhendingen schloß sich der Erhebung des Schwabenherzogs an. Ihm wurden daher seine Lehengüter Auhausen und Westheim entzogen. Aber Graf Ernst hatte einen Schwager, einen Hartmann (von Auhausen) sowie dessen Frau, die am Hofe der Kaiserin Adelheid weilte und dort in großer Gunst stand Also versuchten die beiden Frauen, den Kaiser umzustimmen, aber umsonst. Dagegen gelangte auf diesem schon damals "nicht mehr ungewöhnlichen Wege“ Hartmann von Auhausen, in den Besitz der Lehengüter Auhausen und Westheim. Mutmaßlich aber traute Hartmann seinem Schwager doch nicht recht und da der Kaiser zu einer Institution nicht zu bewegen war, zog er es vor, aus den Gütern Auhausen und Westheim eine Stiftung in Auhausen zu machen. Im Jahre 959 (12. Juni) bestätigte Kaiser Otto I. durch die (erste!) noch vorhandene Konfirmationsurkunde die Stiftung.
Die Gründungslegende
Aus dieser Zeit stammt wohl auch die Legende, wonach Graf Ernst von Truhendingen im Jahr 958 das Benediktinerkloster Auhausen als Sühneleistung an Kaiser Otto I. stiftete , da er „wegen Rebellion“ seiner Grafschaft enthoben werden sollte; nur durch die Vermittlung seines Schwagers, Hartmann (von Auhausen) habe er wieder die Gnade des Kaisers erlangt, weil er das Dorf Auhausen und „was daselbst herum gelegen“ zur Kirche Auhausen stiftete und ein Kloster errichtete ... .
Eine weitere frühe Erwähnung Auhausens geht auf das selbige Jahr 958 zurück, als Hartmann – nach Kampfhandlungen im Sterbebett liegend – seinen rechten Arm als Zeichen der Stiftung dem Kloster von Auhausen vermacht haben soll. Hierzu ist von einer in der Klosterkirche liegenden Grabplatte folgende Inschrift zu entnehmen: „Als man zahlt nach Christi geburt 958 jar starb der edel und wolgeboren Hartmann von Lodenburg, freyherr Stifter diez gotteshaus, dem Gott genad. Anno 1542 ist der Stein erneuert worden. Gott sey lob!“. Nach kirchlichen Überlieferungen hierzu soll die Original-Inschrift gelautet haben: „Anno 958 Hartmann Bar. Lodenburgensis fundator monasterii Ahausensis“.
Berechtigten Anlaß zur Gründungslegende gab diese Urkunde Kaiser Ottos I. vom 12. Juni 959, die wahrscheinlich schon mit der Gründungsausstattung nach Auhausen kam.
Neben verschiedenen Urkunden der nächsten Jahrhunderte, welche immer wieder diese Stiftung des Klosters bezeichnen, sei noch auf die Urkunde König Ottos III. von 996 verwiesen, als wiederum ein Hartmann die Schenkung eines Gutes zu Auhausen/Westheim an den Grafen Heinrich vermittelte.
Der Name Hartmann ist ein Leitname des Geschlechtes der Edlen von Auhausen, die schon lange vor der Klostergründung in Auhausen gewesen sein mußten.
Als letzter Familiensitz derer von Auhausen ist eine ehemalige mittelalterliche Wasserburg anzusehen, welche südlich der (heutigen) alten Gemeindestraße Auhausen – Westheim in dem sumpfigen und feuchten Waldgebiet „Au“ angesiedelt war.
Noch heute hat ein Schlag dieses Waldes die Bezeichnung „Im Schloß“ und bis Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Spuren einer Befestigungsanlage deutlich zu erkennen. Trotz weiterer Zerstörungen sind nach wie vor für das interessierte Auge die Reste einer Wallanlage sichtbar, welche eine großräumige Ausdehnung gehabt haben dürfte. Alleine aus den darin verlaufenden Gräben ist zu vermuten, daß ein breiter Schutzgraben die Burg umfaßt haben muß und offenbar aus dem unweit vorbeifließenden Bruckbach (in Auhausen als Finkenbach bekannt) gespeist wurde.
Diese Anlage darf als Symbol einer frühen Macht im schwäbisch-fränkischen Bereich angesehen werden, als Zentrum der Edlen von Auhausen, deren Güter und Ländereien sich zwischen dem Hahnenkamm und dem Oettinger Herrschaftsbereich erstreckten.
Da nun zu Beginn des 12. Jahrhunderts die Grafen zu Spielberg und Oettingen als auch der Herren von Truhendingen eine starke Nachbarschaft entwickelten, setzte sich die Einsicht durch, daß die bisherige expansive Position der Familie Hartmann nicht zu halten oder gar räumlich auszudehnen war. Aufgrund dieser mangelnden Entfaltungsmöglichkeit gaben sie ihren Herrschaftssitz um 1140 auf, verkauften ihr Eigentum im angestammten Wörnitztal und errichteten im thüringischen Lobdeburg bei Jena einen neuen Wirkungskreis, der ihnen fortan ihren Namen gab. So ist auch zu erklären, weshalb der Familie Hartmann regelmäßig der Namenzusatz„von Lodenburg“ bzw. von Lobdeburg“ angefügt worden ist.
Die Anfänge des Klosters
Die anfängliche Entwicklung des mit den Gütern Auhausen und Westheim dotierten Klosters ging langsam von statten. Das weltliche Schutzrecht übten anfangs wohl die mit den Herren von Auhausen verwandten Grafen von Oettingen aus. Erst im Jahre 1080 soll sich ein eigener Konvent unter der Leitung eines Abtes gebildet haben. Fast zwei Jahrhunderte vergehen, ohne daß aus kirchlichen Urkunden des Bistums Eichstätt irgendein Eingriff der Eichstätter Bischöfe in diese Klosterstiftung wahrnehmbar wird.
Jedoch ist bis heute nicht eindeutig belegbar, ob tatsächlich bereits 959 (bzw. 958) ein Kloster Auhausen entstanden ist oder doch nur von einer Kirche bzw. einer Propstei auszugehen sei.
Wann die erste Klosterkirche errichtet wurde, ist bis zum heutigen Tage jedenfalls unbekannt; die schon erwähnte gräfliche Ritterkapelle wurde hierzu nicht verwendet, denn dieselbe diente noch mehrere Jahrhunderte hindurch ihrem ursprünglichen Zwecke als Grabkapelle der Ritterschaft und wurde erst zu Anfang des 19. Jahrhunderts abgebrochen. Auch unter den zwölf Kirchen, welche der Eichstätter Bischof Gundekar II. 1057 - 1075 einweihte, ist die Klosterkirche Auhausen nicht erwähnt. Sie scheint von den Äbten von Fulda geweiht worden zu sein. Da nicht anzunehmen ist, daß die 1080 begründete Abtei ohne eigene Klosterkirche verblieb, wird wohl der Neubau in die Zeit unmittelbar nach 1080 zu verlegen sein.
Nach einer bekannten Abtliste des Klosters ist erstmals 1102 der Tod des Abtes Marquard zu entnehmen. Um nun die Lücke zwischen 958 bzw. 959 und 1102 zu schließen, wurde bisweilen davon erzählt, daß vor der Einsetzung des Abtes Marquard Auhausen eben eine Propstei gewesen sei.
Hierzu wird ebenfalls gemutmaßt, daß dieser (erste?) Abt Marquard vor seinem Tod wohl die fertige neue Klosterkirche übergehen habe.
Zu dieser Zeit muß das Klosterleben bereits floriert haben und bald wurde das Kloster „Unserer lieben Frau“' zu Auhausen eines der stattlichsten und berühmtesten Klöster des Bistums Eichstätt und der Umgegend. Es hatte Zehnten, Zinsen und Gülten in mehr als hundert Ortschaften der Umgebung im Ries, am Hesselberg und Hahnenkamm.
Eine erste bekannte päpstliche Schutzbulle (Innozenz II. ) vom 3. Mai 1136 erwähnt das Kloster Auhausen und nimmt es unter den Schutz des apostolischen Stuhles, wobei alle gegenwärtigen und zukünftigen Güter bestätigt werden und deren Unverrückbarkeit festsetzen . Ebenso wird u.a. dem Kloster fortan die freie Abtwahl zugesichert.
Ein weiteres feierliches Privileg (Schutzbulle) durch Papst Hadrian IV. vom 16. Februar 1157 gibt andeutungsweise die Rechte des Bischofs als auch des Vogtes über das Kloster wieder und ebenso ist hieraus die Zugehörigkeit zum Benediktinerorden bestätigt.
Hierbei werden schon die auswärtigen Güter zu Egermühl bei Großsorheim, Bruck bei Burk, Wachenfeld, Zirndorf, Mariabrunn bei Heidenheim, Steinbühl bei Nürnberg, Hörbling und Wiebelsheim bei Windsheim aufgeführt.
Dazu kamen 1193 Gut Wartenberg, 1212 Vorst, 1223 Frickenhausen und Segnitz, 1235 ging die Pfarrkirche Auhausen mit dem Patronatsrecht des Bischofs von Eichstätt an das Kloster über. In demselben Jahre fielen an das Kloster Güter in Dammbrunn, 1137 in Wiebelsheim, 1238 in Lerchenbuch, 1240 Äcker und Wiesen am Lerchenberg, bei Wolfental, Eib, Braunetshof und Lehrberg, 1246 Güter in Lehrberg, Ursersheim und Illenschwang, 1250 in Eringen und Mögersheim, 1251 bei Erlbach, Lochenbach, Ursheim, Güntersbach und Mögersheim, 1252 die Einkünfte der Kirche in Thann, 1259 ein Wald bei Waldkirchen, 1260 ein Hof in Neusig, 1274 die Zehnten von Tann und Ditersberg, 1278 ein Hof in Geiselheim, Güter in Edersfeld, Sausenhofen und Dietersheim.
bis zur Blütezeit des 15./16. Jahrhunderts sind in den folgenden Jahrhunderten Ländereien, Güter und Anwesen immensen Ausmaßes hinzugekommen.
Weitere Schutzbullen und Ablaßbriefe durch die Päpste Gregor IX. (30. Januar 1232), Innozenz IV. (2. und 20. Juli 1246) und Martin IV. (15. Mai 1284) kräftigen das Kloster und führten ihm eine große Anzahl von Wallfahrern zu (Auhausen war zu dieser Zeit offenbar ein Marienwallfahrtsort).
Zur Zeit seiner vollsten Blüte soll die Zahl der Mönche und Laienbrüder fast 400 betragen haben. Außer dem um einen Kreuzgang mit vier Flügeln gruppierten Klostergebäude war auch noch ein eigenes Abthaus vorhanden. Stallungen für 60 bis 70 Stück Großvieh und Wohngebäude für Bedienstete lassen auf einen ergiebigen Wirtschaftsbetrieb schließen. Für die Unterkunft und die Bedürfnisse der Gäste und Wallfahrer sorgte ein eigenes Gasthaus. Aber auch für die sonstigen Bedürfnisse war gesorgt: zunächst bot ein eigenes Spital (ab 1269) den Bedürftigen Aufnahme; außerdem gab es aber noch besondere Werkstattbuden für Handwerker und Künstler, so daß die Gesamtanlage, welche von den Klostermauern umschlossen wurde, eine wahre Musterkolonie gewesen sein muß. Die Zahl der eigentlichen Klostergeistlichen dürfte jedoch kaum 40 überschritten haben. Nach der Zahl der Sitzplätze des Chorgestühls im Ostchor zu schließen waren es anfangs des 16. Jahrhunderts nur 26. Das Kloster besetzte außer der Pfarrpfründe zu Auhausen auch noch die Pfründe in Trendel, Thann, Dietersberg, Schwörsheim, Großaffalterbach, die Frühmesse zu Steinhart, Geilsheim, Ehingen und Farndorf.
Nicht zu vergessen ist die enorme Geistesarbeit, welche der Fleiß der Mönche in einem Zeitraum von drei Jahrhunderten geschaffen haben mochte und in einer wertvollen, umfangreichen Bibliothek von 1200 Bänden niedergelegt war. Leider ist hiervon nichts mehr erhalten; nicht einmal die Namen der Äbte sind durchgängig verbürgt. Der erste Abt, dessen Name bekannt ist, Marquard, starb im Jahr 1102.
Die weiteren Äbte von Auhausen, soweit ihre Name überliefert worden sind: Adalbertus, Liupoldus, Dietericus, Cunradus, Marquardus, Heinricus, Sifridus, Eberhardus, Rupertus, Gerungus, Rudolfus, Cunradus, Sifridus, Heinricus von Wittau, Rabanus, Otto vom See, Sifridus, Hermannus, Siegfried Peisser, Ulrich vom See, Willing, Wilhelm vom See, Georg von Schechingen, Wilhelm Schechs von Pleinfeld und Georg Truchseß von Wetzhausen.
Ebensowenig, wie über die Äbte bekannt ist, weiß man über die weitere Erbauung der Klosterkirche. Wie bereits erwähnt, soll das spätere Kloster 1080 zur Abtei erhoben worden sein, so daß anzunehmen ist, daß eine bescheidenere (Kloster-)Kapelle in dieser Zeit einer größeren Kirche Platz machen mußte. Wie aus jetzt noch vorhandenen Bauteilen zu entnehmen ist, war diese neue Kirche eine dreischiffige Basilika: Mittelschiff und Seitenschiff hatten im Osten runde Apsiden; das Langhaus hatte sieben auf Pfeilern ruhende Arkaden. Um einen größeren Chorraum zu gewinnen, war das erste Joch des Mittelschiffes mit einem Tonnengewölbe überwölbt. Ebenso waren die zwei östlichen Joche jeden Seitenschiffes eingewölbt, während alle übrigen Decken mit Holzgetäfel flach eingedeckt waren. Hierdurch wurde der vordere Teil der Kirche, der wahrscheinlich durch ein Gitter abgeschlossen war, als eigentliche Klosterkirche markiert und von der Laienkirche abgeschieden. Im Westen legten sich zwei Türme vor die Seitenschiffe, zwischen welchen das Mittelschiff zu einer tiefen Vorhalle und der darüber befindlichen Empore ausgebaut war.
Es ist wohl anzunehmen, daß zwischen 1235 und 1264 die beiden Westtürme neu erbaut worden sind, denn die älteste der Auhauser fünf Glocken stammt aus dem Jahr 1264 (sie steht an erster Stelle unter den datierten Glocken des 13. Jahrhunderts in Schwaben). Ihre Inschrift gibt Auskunft über Gießer und Auftraggeber gleichermaßen: „Im Jahr des Herren 1264 ist diese Glocke gemacht worden von Meister Heicus von Worms, Abt. Gerung“ (Übersetzung der lateinischen Originalinschrift).
Da nun der noch bestehende nordwestliche Turm infolge von Fundamentsenkungen schief steht, dürfte die Annahme gerechtfertigt sein, daß der südwestliche Turm baufällig wurde. Nach einer angebrachten Inschrift wurde er im Jahre 1334 neu erbaut. In den Maßen ist er dem nördlichen Turm nachgebildet, seine schlichten Details zeigen jedoch bereits gotischen Einfluß.
Südlich der Klosterkirche stand die Ritterkapelle, wobei die ältesten Urkunden hiervon berichten, daß sie zum Hofgut des Grafen Ernst von Truhendingen gehört habe. Sie diente auch noch in späterer Zeit den Rittern und Adligen der Gegend als Begräbniskapelle und soll reich mit Kunstschätzen aller Art ausgestattet gewesen sein. Unter anderem enthielt sie 15 Steinbilder der Stifter und Wohltäter der Abtei. Im Laufe der Zeit ihres Inhaltes beraubt, wurde die Ruine im Jahre 1818 abgebrochen.
Nach dem ersten Abt Wilhelm Schechs (1481 bis 1499), Edler von Pleinfeld, welcher zum Tragen der Bischofsmütze berechtigt war (Inful) wurde im Jahre 1499 Georg Truchseß von Wetzhausen zum Abt gewählt, der einer alten freiherrlichen Familie aus dem Hennebergischen (heute: Stadt Berching) entstammte. Sein Bruder Hans war Amtmann zu Beyersdorf und am markgräflichen Hof zu Ansbach – und nicht ohne Einfluß. Die Schutzherrschaft des Auhauser Klosters, welche die Reichsstädte Dinkelsbühl, Schwäbisch Gmünd und Nördlingen übernommen hatten, war an den Markgrafen von Ansbach übergegangen, als der allzeit streitlustige Markgraf Achilles im markgräflichen Kriege die Reichsstadt Dinkelsbühl brandschatzte und dabei wahrscheinlich das Kloster Auhausen als Pfand erhielt. So kam es, daß bei der Abtwahl auch die Markgrafen von Ansbach ein gewichtiges Wort mitzusprechen hatten und es ein seltsames Verhängnis werden sollte, daß diese werbende Tätigkeit verwandtschaftlicher Bande, welcher das Kloster seine Entstehung verdankte, auch dessen Untergang beschleunigte.
Zunächst wurde Georg Truchseß von Wetzhausen auf Betreiben seines Bruders Hans vom Markgrafen Friedrich im Jahre 1495 als Abt an das Kloster Wilzburg (Wülzburg bei Weißenburg) berufen; am Wahltermin jedoch protestierten die Mönche erfolgreich unter Berufung auf ihr Recht zu freien Abtwahl. Als nun die Abtei in Auhausen frei wurde, kam Georg dorthin – und die Gemüter hier waren schon darauf vorbereitet worden, so daß eine weitere Niederlage nicht zu befürchten war. Im Nachhinein gesehen, hätten die Auhauser zu einem Widerspruch keinen Grund gehabt: obwohl Abt Georg seine neue Würde unter schwierigen Verhältnissen antrat und die Einkünfte des Klosters durch die Fehden des Markgrafen Friedrich 1503 (zwischen Kurpfalz und Bayern) und 1517 (mit Herzog Ulrich von Württemberg) stark geschmälert waren, wußte er doch die klösterlichen inneren Verhältnisse nach Kräften zu bessern. Seine ideal angelegte Natur und sein hoher Kunstsinn, der durch seine Orientreise (1490 Pilgerfahrt nach Jerusalem) jedenfalls mächtig angeregt worden war, brach sich Bahn durch Schaffung herrlicher Kunstwerke, mit denen er die Klosterkirche bereicherte.
Ihm verdanken wir den hohen Ostchor, der jedenfalls im Jahre 1513 schon fertig war, denn in diesem Jahre wurde bereits der von Abt Georg gestiftete Hochaltar aufgestellt. Der Anbau zweier Kapellen an die Seitenschiffe und sonstige Restaurationsarbeiten scheinen mehrere Jahre in Anspruch genommen zu haben. Den Schluß machte die Einsetzung des herrlichen Chorgestühls im Jahre 1519/20. Zu diesen Arbeiten berief er die besten Meister jener Zeit: der Hochaltar ist ein Werk Schäufelins, das Chorgestühl schuf Melchior Schabert zu Werd (Donauwörth), ein herrliches Sakramentshäuschen sowie zwei Votivtafeln dürfen wohl als Werke von Loy Hering bezeichnet werden.
So finden wir das Kloster auf dem Gipfel seiner Macht und Blüte, der niemand ahnen läßt, daß ein tragischer Umstand in kurzer Zeit den völligen Untergang herbeiführen wird: die Mahner, welche schon am Ende des 15. Jahrhunderts nach kirchlichen Reformen riefen, scheiterten an dem Widerstand Roms. So fiel der Funke, den Luthers Vorgehen entfachte, allenthalben auf wohl vorbereiteten Zunder.
Der Haß der aufgereizten Bauern wendete sich in erster Linie gegen die Klöster. Die Habsucht des Adels und jener Fürsten, die sich der neuen Lehre zuwendeten, versuchte ebenfalls die Klöster möglichst an sich zu bringen. Aus der Zerstörungswut der Bauernhaufen hätten sich die Klöster jedenfalls wieder zu neuer Lebensfähigkeit aufgeschwungen, den zielbewußten Ränken ihrer „Schutzherren“ vermochten sie sich nicht auf die Dauer zu entziehen. Wohl kaum an einem anderen Orte waren die letzteren größer, als in dem ansbachischen Gebiet.
Im Kloster Wülzburg, das direkt unter kaiserlichem Schutze stand, wurden die Mönche überredet, den Markgrafen Kasimir zum Schutzherrn zu wählen, da sie unter seinem nahen Schutze doch besser aufgehoben seien, als unter dem des in Spanien weilenden Kaisers Karl V. Durch Vermittlung seines in kaiserlichen Diensten stehenden Bruders Johann erhielt Markgraf Kasimir die Reichsschutzvogtei über Wülzburg als Lehen. Kurze Zeit darauf sehen wir den Abt Veit von Wülzburg abgesetzt, mit einer Pension abgefunden und das Kloster zunächst zu einer gefürsteten Propstei erhoben. Erster Propst war ein Bruder des Markgrafen. Dieser Erhebung folgte in kurzer Zeit die Auflösung. Ähnlich ging es dem Kloster Heilsbronn: Abt Johann Wank, der nicht einsah, wie Abt Veit die Kutte auszuziehen, wurde “zum Schutze gegen die herrschende Erbitterung der Bauern“ nach Ansbach verbracht und ihm dort “zu seinem Schutze“ ein eigenes Haus auf Kosten des Klosters eingerichtet. Die Verwaltung des Klosters nahm „einstweilen“ Markgraf Kasimir selbst in die Hand, ließ sich aber dort feierlich huldigen und von den Klostergerichten sowie den Untertanen Eidespflicht leisten. Zwar kehrten die Mönche nach dem Abzug der Bauern wieder ins Kloster zurück, Markgraf Georg, Kasimirs Nachfolger, gab es aber nicht mehr heraus. Nicht besser erging es den Klöstern in Heidenheim, Solnhofen und Bergen. Auhausen, wegen seiner schönen Anlage und prächtigen Bauten schon lange das Lieblingsabsteigquartier der Markgrafen von Ansbach, ereilte bald dasselbe Schicksal.
Am 27. März 1525 versammelten sich in dem Dorfe Deining (heute: Deiningen) 1.500 Rieser Bauern, welche in fünf Tagen auf 8.000 Mann anwuchsen und sich mit den aufrührerischen Elementen der Stadt Nördlingen, welche soeben ihren Magistrat vertrieben hatten, vereinigten. Sie wollten sich mit den aufständischen Allgäuer Bauern verbinden und von Leipheim aus Ulm angreifen, wurden aber am 8. April bei Leipheim mit blutigen Köpfen heimgeschickt.
Auch die Vereinigung mit den oberpfälzischen Bauern mißlang durch den Schlag des Pfalzgrafen Friedrich bei Obermässing am 21. April 1525. Mehr Glück hatten die markgräflichen Bauern, welche am 24. April Wassertrüdingen einnahmen. Durch die Rieser auf etwa 12.000 Mann verstärkt, zogen die Rebellen gegen das Kloster Auhausen. Abt Georg Truchseß von Wetzhausen hatte bei der Kunde vom Herannahen der Feinde die wertvollsten Schätze zusammengepackt und floh damit zu seinem Freund Veit von Lentersheim in das feste Schloß Neuenmuhr. Auch die übrigen Mönche hatten sich zerstreut, der Klostervogt Himlar war zum Markgrafen geritten, um dessen schleunigste Hilfe zu erbitten, nur der Prior Johann Taubner blieb im Kloster zurück, um zu retten, was zu retten war. Am 6. Mai rückten die Horden an. Zwar hatte Kasimirs Schutzvogt das zollersche Wappen am Klostertor befestigt und vom Turme wehte, allen sichtbar, das schwarz-weiße Fähnlein. Aber der beutegierige Haufen ließ sich durch nichts mehr irre machen und drang in das Kloster ein. Bis zum Morgen des 7. Mai dauerte die Plünderung: die reichen Vorräte des Klosters an Lebensmitteln, Wein, Leinwand, Hausrat und Vieh wurde auf Wagen verpackt oder mitgeführt.
Was sie aber von der reichen Einrichtung des Abthauses an kunstvollen Öfen, Uhren, venezianischem Glase usw. nicht mitnehmen konnten, wurde zertrümmert. Die herrlichen Glasmalereien der Fenster in der Kirche, im Kreuzgang, in der Bibliothek und im Refektorium, zusammen 110 Glasgemälde, wurden schonungslos zertrümmert, von dem herrlichen Chorgestühl die Bekrönungen herabgeschlagen, die Fialen und Figuren beschädigt. Das Wallfahrtsbild der Madonna wurde vom Hochaltar gerissen und ihm Hände und Füße abgeschlagen, die anderen Heiligenfiguren wurden ebenso verstümmelt.
Die Monstranzen und das Kirchengerät, die wertvollen Meßgewänder, alles was der Kunstsinn der Mönche in fünf Jahrhunderten geschaffen und erworben hatte, war in wenigen Stunden zerstört. Auch die reichhaltige Bibliothek von 1.200 Bänden, darunter viele Manuskripte von unersetzlichem Wert, viele uralte, auf Pergament geschriebene Meßbücher und zwei neue, mit schönen Malereien geschmückte Psalmbücher wurden vernichtet. Einer der wildesten Gesellen bei diesem Treiben war Hans Schmid aus Aufkirchen. Er häufte die zahlreichen großen, von den Wänden und Altären gerissenen Ölgemälde zu einem Feuerhaufen im Kreuzgang auf und hieb so grimmig darein, daß ihm die Hellebarde absprang.
200 schwer beladene Wagen standen am Sonntag früh zum Abzug bereit. Vorher wollten die Bauern noch das Kloster in Brand stecken; auf Zureden des Priors Taubner sahen sie jedoch davon ab. Der Zug setzte sich nach Westheim in Bewegung, dort machten sie Halt und bereiteten sich zum Angriff auf das Kloster Heidenheim vor. Inzwischen waren aber die markgräflichen Truppen unter Sigmund von Heßberg herangeeilt. Den Anmarsch der Bauern auf Heidenheim bemerkend, schob Heßberg seine Kavallerie auf die Höhe von Heidenheim vor und als die Bauern zwischen Rechenberg und Hohentrüdingen hervorbrachen, blitzten ihnen die Helme und Kürasse der Reiterei entgegen. Sie schlossen einen Knäuel und versuchten, eine Wagenburg zu bilden. Heßberg ließ nun seine Geschütze auffahren und die Bauern durch Kavallerie umzingeln. Das Geschützfeuer jagte die Bauern in wilder Flucht aus ihrer Wagenburg. Im Dorfe Ostheim wollten sie sich nochmals festsetzen, aber Heßberg trieb sie heraus, indem er Feuer anlegen ließ. Bei der nunmehr angebotenen Kapitulation streckten 3000 Bauern die Waffen, weitere 6000 sollen auf dem Schlachtfeld geblieben sein. So folgte dem Raubzug gegen das Kloster Auhausen eine fürchterliche Rache auf dem Fuße nach. Aber die zerstörten Schätze des Klosters konnten dadurch nicht ersetzt werden. Immerhin hatte Abt Georg, der samt den Mönchen alsbald wieder in das Kloster zurückkehrte, die wertvollsten Kleinodien und wahrscheinlich auch das vorhandene “Kleingeld“ nach Neuenmuhr gerettet. Am meisten schmerzte ihn der Verlust seiner Bibliothek.
“0h´ Teufelskinder“, schreibt er hierüber, “haben den mehrere Teil zerrissen, zerstochen und zerhauen, verbrannt und in die Prunen geworfen, Gott erbarms, wo es mit sollt gestraft werden!“
Markgraf Kasimir machte nun zunächst dem Abt Georg den Vorschlag zur Abdankung in “Ansehung des arg geschädigten Klosters“ gegen eine Jahrespension von 600 Gulden, was aber derselbe ausschlug. Sodann bestellte Kasimir, da es ihm als Schutzherrn des Klosters obliege, für die fernere Erhaltung “seiner Klöster“ zu sorgen, einen nur ihm verantwortlichen Administrator, der die Verwaltung des vorhandenen Vermögens und der Klostereinkünfte zu übernehmen hatte. Dadurch wurde das Kloster finanziell lahm gelegt. Am Mittwoch nach Kreuzeserhöhung im Jahre 1525 traf aus Ansbach der Befehl ein: „Nachdem Markgraf Kasimir aus etlichen Ursachen, wie Verwalter wisse, in gegenwärtigen Zeitläufen seine Klöster selbst eingenommen und verordnet habe, daß jene Personen, welche bis auf seinen weiteren Bescheid in den Klöstern bleiben wollen, ihre Ordenskleider ablegen und sonst in ehrlicher Kleidung gehen sollen, habe er doch gehört, daß sowohl der Abt, welcher sich zeitweise in Muhr aufhalte, als auch die Mönche in Auhausen ihre Kutten noch tragen und wie zuvor in ihren Kutten und Platten nachgehen und andere Mönche, welche dies nicht tun und seinen Befehlen gemäß handeln, überdies noch verachten. Da hieraus allerlei Widerwärtigkeit und Unrat entstehen könnten, befehle er dem Verwalter, allen Konventualen zu gebieten, augenblicklich die Kutten abzulegen und sich den anderen Klöstern zu konfirmieren; wer sich weigere den solle der Verwalter sofort aus dem Kloster jagen und nicht mehr hereinlassen. Dies sei sein ernstlicher Wille.“.
Abt Georg und sein Konvent ließen dem Verwalter den Befehl vorlesen und blieben in ihren Kutten. Schließlich kam aber auch Kasimir nicht mehr auf seinen Befehl zurück, denn es vollzog sich in seiner Politik ein kleiner Umschwung. Er brauchte des Kaisers Gunst und Hilfe und mußte sich daher etwas freundlicher zu den Klöstern stellen. Daher sicherte er denselben “volle Freiheit“ bis zum nächsten Konzil zu. Leider starb aber Kasimir am 21. September 1527 und sein Nachfolger, Markgraf Georg, trat aufs Schroffeste gegen die Klöster auf. Bald ordnete er eine Inventarisierung aller in den Klöstern vorhandenen Silber- und Goldgeräte, Kleinodien, Ornate usw. an, der schon ein halbes Jahr später, am 28. Dezember 1529, die Beschlagnahmung folgte. In Kirchen sollte nur ein Kelch, den Klöstern höchstens zwei belassen werden. Die Brandschatzung, welche in die Münzstätten zu Schwabach, Kulmbach und Ansbach wanderte, soll an 25.000 Gulden betragen haben, reichte aber doch nicht zur Deckung der großen Geldnot aus. In den finanziell zugrunde gerichteten Klöstern verbot Markgraf Georg die Aufnahme von Novizen, so daß das endgültige Aus nur eine Frage der Zeit war.
Die schweren Schicksalsschläge, welche das Kloster in vier Jahren an den Bettelstab brachten, scheinen die Tatkraft des Abtes Georg gelähmt zu haben.
Als er sich im Jahr 1530 nach Eichstätt zurückzog und am bischöflichen Hofe Aufnahme fand, muß er als gebrochener Mann Auhausen verlassen haben. Nur so ist zu erklären, daß er vorzeitig seinen Posten verließ und daß der höchst energische Fürstbischof Gabriel von Eyb in Eichstätt, obwohl von der Strömung der Reformation eingeschlossen, mit kräftiger Hand nach jenen Priestern griff, welche die Lehre Luthers mit den päpstlichen Dogmen zu vertauschen Lust zeigten, den amtsmüden Mann nicht auf seinen Pflichtposten zurückverwies und ihn zum Ausharren aufmunterte.
Spöttisch bemerkt die Auhauser Pfarrchronik: „Anno 1530 nach des Herrn Geburt, nach dem großen Reichstag zu Augsburg am Tag Katharinas ist der Abt Georg Truchseß von Wetzhausen vom Kloster und von seinem Konvent als ein Hirt von Schafen gen Eichstätt entwichen, da alsdann etliche derselben Schäflein, so zuvor mit Streng in der Menschen Regeln gefangen, also aus dem babylonischen Gefängnis erlöst worden sind.“.
Erst im Jahr 1534 kam ein Vergleich zustande, in welchem Markgraf Georg sich verpflichtete, dem Abt, „welcher schon einige Zeit seinen Aufenthalt wo anders genommen habe und fernerhin nicht mehr im Kloster bleiben wolle“, eine jährliche Pension von 480 Gulden nebst drei Fuder Wein zu verabreichen, wovon er jedoch seinen Prior zu unterhalten habe. Im Dominikanerkloster zu Eichstätt, in welches Abt Georg sich zurückzog, stiftete er ein Sakramentshäuschen, welches, ganz dem in der Kirche zu Auhausen nachgebildet, ebenfalls von Loy Hering ausgeführt ist.
Ebenso ließ er dort eine Grabplatte anfertigen, welche mit jener in Auhausen fast denselben Wortlaut gemeinsam hat und nur eine Ergänzung bezüglich der “Vertreibung in das Exil“ enthält. Die Jahrzahl und der Todestag wird wohl auch hier, wie in Auhausen, nachträglich eingesetzt worden sein. Abt Georg starb 22 Jahre, nachdem er das Kloster verlassen hat – am 2. November 1552. Welche Hoffnungen für das Kloster hätten sich nicht erfüllen können, wenn Abt Georg, der sogar den am 2. August 1552 abgeschlossenen Passauer Vertrag überlebte, im Kloster verblieben wäre!
Markgraf Georg als Territorialherr zog sofort nach dem Abzug des Abtes das Kloster an sich, besiegelte durch die Säkularisation das Schicksal des Klosters Auhausen und errichtete ein weltliches Klosterverwaltungsamt. Er läutete gleichzeitig und endgültig die Reformation ein: er ernannte mit Georg Götz als Pfarrer des Ortes einen früheren Konventualen des Klosters, der im Jahre 1532 als erster lutherischer Pfarrer in Auhausen auftrat; im Jahre 1536 wurde die brandenburgische Kirchenordnung eingeführt. Indes scheint immer noch eine katholische Klosterverwaltung, wenigstens nominell fortbestanden zu haben. Prior Benediktus Mühlberger fungierte als Klostervorstand. Die Konvokationsbulle des Papstes Paul III. zum Konzil von Mantua wird am 26. Dezember 1536 dem Abt Georg von Bischof Christophorus Landgraf von Pappenheim in Eichstätt vorgelegt. Auf der von Bischof Moritz von Hutten in Eichstätt am 25. November 1548 abgehaltenem Synode war jedoch Auhausen durch einen Prior Johann vertreten, was auffällt, nachdem doch Abt Georg in Eichstätt selbst lebte. Von 1548 an verliert sich jede Spur des Klosters. Markgraf Albrecht Alcibiades scheint die völlige Einverleibung in seinen Säckel vollzogen zu haben.
Noch einmal war Auhausen bestimmt, eine Rolle in der Geschichte zu spielen. Die evangelischen Fürsten Süddeutschlands beschlossen nach der gewaltsamen Rekatholisierung Donauwörths (1607), zur Wahrung ihrer Selbständigkeit ein Schutz- und Trutzbündnis zu schließen. Als Ort der Zusammenkunft wählte man Auhausen; ein Beweis, daß auch damals noch das Kloster genügenden Raum (Konventsaal) und entsprechende Ausstattung besessen haben muß, um eine so hochrangige Versammlung zu beherbergen. Die Fürstlichkeiten wohnten im Kloster und Abthaus, die Dienerschaft in den Häusern der Klosterdiener. So wurde am 14. Mai 1608 die Evangelische Union geschlossen, auf welche die katholischen Fürsten mit der Gründung der Liga antworteten.
Von dieser Zeit ab ging es endgültig abwärts mit der früheren Herrlichkeit. Um die Bewohner von Auhausen einigermaßen für die Aufhebung des Klosters zu entschädigen, das ihnen sicheren Verdienst einbrachte, wurden verschiedene Klostergüter zertrümmert und aus ihnen 12 Lehen mit je 7 Morgen Acker und 3 Tagwerk Wiesen gebildet. Die werktätige Christenliebe, der das Spital zum Hl. Nikolaus geweiht war, hatte schon längst keine Stätte mehr in Auhausen. Im Jahre 1660 wurde das Gebäude in ein Bräuhaus umgewandelt. Die erhofften besseren Einkünfte verwandelten sich aber in Unsegen. Schon 1680 brannte das Bräuhaus ab und mit ihm noch 17 andere Gebäude und mehrere Scheunen, ebenso der nördliche Teil des Klosters selbst. Wahrscheinlich erfolgte nach diesem Brand als Ersatz für die Scheunen der Einbau jener großen Getreidespeicher in dem Dachraum der Kirche, welche bis zur Renovierung 1975/76 Bestand haben sollten.
Am längsten hielt sich das eigentliche Kloster- und Konventgebäude, durch seine Schönheit und Größe eine Zierde des Ortes. Zunächst markgräflich brandenburgisches Jagdschloß, wurde es später als Montur- und Waffendepot benützt, ebenso diente es seit 1792 als Magazin.
So reich war der Besitzstand des Klosters, daß noch im Jahr 1714, also fast 200 Jahre nach der Säkularisierung, Meiereigüter verkauft und zu handlöhnigen Stücken zersplittert wurden.
Im Jahr 1791 ergriff das Königreich Preußen Eigentum an der Markgrafschaft Ansbach, so daß auch das Dorf Auhausen plötzlich unter ungewohnt preußischer Herrschaft stand. Aus deren Hand kam Auhausen durch Grundaustausch mit dem Fürstenhaus zu Oettingen-Spielberg an die benachbarte Oettinger Standesherrschaft (laut Landesvergleich vom 17./18. Juli 1796) „mit der vollen Landeshoheit in Absicht auf Justiz-, Kirchen-, Finanz-, Polizei- und Militärgewalt“.
Durch die Reformen des neu geschaffenen Königreiches Bayern unter seinem Innenminister Montgelas wurden die Gemeinden 1806 aus der Herrschaft der Fürstenhäuser herausgelöst, was zur Folge hatte, daß die Leibeigenschaft aufgehoben wurde. Den unhaltbaren staatlichen Verhältnissen sollten somit ein Ende bereitet werden. Ab 1818 erfolgte die Einteilung in Kreise, Bezirke und Gemeinden mit Selbstverwaltung.
Jedoch übernahm die ehemalige Standesherrschaft zu Oettingen-Spielberg vertragsgemäß mit der Krone von Bayern im gleichen Jahr das Patronat (=Standesherrschaft) zu Auhausen, was wiederum Pflichten für das Dorf mit sich brachte (z.B. Bestimmung bei der Besetzung der Pfarrstelle); gleichzeitig konnten daraus neue Rechte gewonnen werden (z.B. Baulasttragung für Kirche, Pfarrhaus, Schule, Klosterbrunnen usw.), welche teilweise bis weit in das 20. Jahrhundert hinein wahrgenommen worden sind.
Im selben Jahr 1818 wurde mit dem Abbruch der Nebengebäude des Klosters begonnen, dem 1824 – 1826 das Klostergebäude selbst samt dem Kreuzgang folgte. So ist jetzt von all der großen Herrlichkeit nur noch die Kirche, die alte Abtei (heute: Anwesen Just), das Spital (heute: Anwesen Schnitker), die alte Roßmühle (heute: Anwesen Schneider) und die Klosterherberge (heute: Anwesen Kollmar) übrig geblieben. Darüber hinaus ein Stück der früheren Umfassungsmauern im Südosten, dazu das einstige Spitaltor.
Auhausen ab dem 19. Jahrhundert bis heute
Nachdem diese ehemalige Klosteranlage größtenteils in Privateigentum übergegangen ist und das Dorf einen weltlichen Fortgang erfahren hat, entwickelte sich eine ländliche Gemeinde mit einer für diese Zeit bekannten Infrastruktur: neben der allgegenwärtigen, aber ärmlichen Landwirtschaft wurde rege Handel und Handwerk betrieben, so daß sich in Auhausen eine heute nicht mehr vorstellbare Anzahl von Kleinbetrieben befunden hat: Bäcker, Metzger, Müller, Zimmerer, Schreiner, Wagner, Schuhmacher, Schmiede, Fischer, Jäger, Krämer, Schneider, Maurer, Büttner, Imker, Gastwirte und Weber haben allesamt ihr Auskommen gefunden.
Anfang des 19. Jahrhunderts waren in Auhausen 86 Anwesen verzeichnet gewesen. Innerhalb der Klostermauern ist auch ein Pfarrhaus und ein Schulhaus eingerichtet worden.
Auch wenn in Auhausen die für diese Zeit symptomatische Landflucht nicht festzustellen war, sogar ein relativer Aufschwung stattgefunden hat und eine Eisenbahnlinie sich positiv ausgewirkt haben muß, so ist bis heute die einstige wirtschaftliche Bedeutung verloren gegangen.
Das seit jeher als bürgerlich-bodenständig bekannte Dorf samt seiner Einwohner pflegte seit jeher seine Traditionen, wovon eine besonders zu erwähnen ist: Ab Ende des 19. Jahrhunderts gab es einen feierlichen Anlaß, welcher an die siegreiche Schlacht bei Sedan (2.9.1870) erinnern sollte: ein aufgetürmter Holzhaufen wurde jedes Jahr des abends auf dem Kellerberg entfacht und die Bevölkerung versammelte sich im „Geiste der Vergangenheit sowie mit glühendem Herzen“ zu einer Feierstunde.
Als sich dann ab 1918 neue Machtverhältnisse im Deutschen Reich einstellen sollten, so ging wiederum ein Ruck durch die Herzen der Einheimischen und es wurde ein Ortsverband des „Bundes Oberland“ unter der Leitung von Philipp Meyer gegründet. Dieser von einer konservativen Grundhaltung geprägte Verband war Mit-Initiator bei der Aufstellung des Kriegerdenkmals von Auhausen, um den gefallenen und vermißten Soldaten des 1. Weltkrieges würdig zu gedenken. Ebenso kamen nach alter keltisch-germanischen Tradition anläßlich der alljährlichen Johannisfeier (24. Juni = Sonnenwende) die Auhauser Gemeindebürger wieder auf dem Kellerberg im Banne eines weithin sichtbaren Feuerscheines zusammen ... .
Als eine weitere Zeitenwende im damaligen Alltagsleben von Auhausen war die Einführung des „elektrischen Lichtes“ nach der Kriegszeit ab 1918.
Im weiteren paßte sich das Dorf den jeweiligen Anwandlungen und Veränderungen an, so daß das 20. Jahrhundert im kleinen Auhausen die jeweilige Gesellschaftsform des ganzen Landes mit allen Höhen und Tiefen widerspiegeln mußte.
Ein besonderes Ereignis in Auhausen war der ökumenische Gottesdienst im Jahr 1976, als der katholische Bischof, Dr. Josef Stimpfle und er evangelische Landesbischof, Dr. Johannes Hanselmann unter der Schirmherrschaft des damaligen Staatsministers Anton Jaumann im Rahmen der „1. Rieser Kulturtage“ gemeinsam vor 1.500 Besuchern in der Klosterkirche sprachen und beteten. In diesem Gottesdienst, welcher nun just an jenem Ort stattfand, wo 1608 die Evangelische Union geschlossen worden war, „setzten beide christlichen Konfessionen ein Zeichen der Gemeinschaft im Glauben an Christus, ihren gemeinsamen Herren“.
Hierbei bescheinigte die örtliche Presse dem Auhauser Kirchen- und Posaunenchor „eine hervorragende Leistung“, so daß der damalige Ortspfarrer Wilhelm Maisel von einer „denkwürdigen Stunde auf dem Weg in eine gemeinsame Zukunft“ sprechen konnte.
An gleicher Stelle wurden nochmals in den Jahren 1994 und 1997 ökumenische Gedenkgottesdienste zu Ehren des „Freundes und Förderers der Auhauser Kirche“, dem inzwischen verstorbenen Anton Jaumann, zelebriert.
Nicht zuletzt sollte dem Schrittmacher der Ökumene im Ries die postume Ehre zuteil werden, daß unter den angereisten Gästen aus Nah und Fern auch Bundesfinanzminister Dr. Waigel, Bundesbauminister Oswald und Staatssekretär Zeller in Auhausen weilten und für unser Dorf große Tage seiner langen Geschichte werden sollten.
Ein weiterer „denkwürdiger und zukunftsträchtiger Tag“ in dieser wechselvollen Geschichte Auhausens sollte der 14. September 1989 werden, als nach mehrjährigen Kontakten die Gemeinde eine Patenschaft zur Bundeswehr übernehmen konnte – die 5./Nachschubbataillon 210 aus Heidenheim/Hahnenkamm:
Nach Einmarsch der Truppe sowie der Auhauser Vereine wurde – im würdigen Rahmen – am Kriegerdenkmal die Patenschaft besiegelt. Unter großem Zuspruch der Bevölkerung wurden das Bayernlied und die Nationalhymne intoniert als auch ein Kranz am Ehrenmal niedergelegt.
Auhausen heute
Die heutige Gemeinde Auhausen ist durch die Gebietsreform vom 1. Mai 1978 aus den Orten Auhausen mit den Weilern Heuhof, Pfeifhof, Wachfeld und Zirndorf sowie Dornstadt und Lochenbach entstanden und erstreckt sich über eine Fläche von 1.648 ha, wovon 1.013 ha auf die Gemarkung Auhausen entfallen; ca. 1.100 Bürger in unserer Kommune, davon ca. 600 im Hauptort Auhausen.
Das örtliche Leben ist geprägt von den landwirtschaftlichen Strukturen als auch von den örtlichen Gewerbetreibenden. Die kulturellen Schwerpunkte werden durch die Kirchengemeinde (Posaunenchor, Kirchenchor, Kleine Kantorei) mit zahlreich organisierten Konzerten und durch die Vereine gesetzt: neben der Freiwilligen Feuerwehr als ältestem Verein, sind der Soldaten- und Kameradschaftsverein, die Wörnitzgrund-Schützen, der TSV 1988 Auhausen und der Motorradclub zu nennen.
Der Heimat- und Verschönerungsverein nimmt der Gemeinde ein „großes Stück Arbeit“ dadurch ab, als daß er sich u.a. eigenverantwortlich für den örtlichen Blumenschmuck auf allen Plätzen und Wegen und für die Herstellung des weihnachtlichen Lichterglanzes auf dem Dorfplatz zeigt.
Seit der Errichtung der Mehrzweckhalle bieten sich vielfältige Sport- und Freizeitmöglichkeiten - und ist inzwischen als dörflicher Mittelpunkt unentbehrlich geworden.
Der Um- und Ausbau des Kindergartens garantiert zwei Gruppen von Kindern eine vorbildliche Erziehung.
Die stetige Ausweisung von Siedlungsflächen bürgt für eine langfristige Erweiterung unserer Gemeinde durch neue Mitbürger sowie dadurch eine Möglichkeit für die Jugend geschaffen ist, im Ort eine Existenzgrundlage aufzubauen.
Das Wasser- und Kanalnetz konnten angepaßt und die bestehende Kläranlage auf einen Stand zeitgemäßer Technik gebracht werden.
Die Hauptstraße von Auhausen als vielgenutzte Durchgangsstraße (St 2221) wurde neu geteert.
Im Laufe der der letzten Jahre war es durch die zahlreichen Privat-Initiativen möglich geworden, einen Spielplatz für unsere Jüngsten anzulegen, den Klosterbrunnen samt Zuleitung komplett zu erneuern, den Neubau eines Feuerwehrhauses auf den Weg zu bringen, die Klosterkirche (in mehreren Bauabschnitten) vom Glockenhaus bis zum Dach zu sanieren, den privaten Häuserbestand im und um den Klosterhof herum zu renovieren. Die Feuerwehrjugend hat den Pfarrgarten samt Predigthaus erneuert – und hierbei sogar eine zweite Wasserentnahmestelle für das weithin bekannte und beliebte Klosterwasser geschaffen.
Eine gemeindliche Bücherei mit über 2.000 Bänden steht jedermann zur kostenlosen Nutzung bereit.
Das heute an der Deutschen Ferienstraße Alpen-Nordsee liegende stille Land Nordschwabens, wo die Grenzen zwischen Schwaben und Franken verschwimmen, wird von keiner Schnellstraße oder Autobahn durchschnitten und es eignet sich vorzüglich dazu, die lauschigen Winkel zu Fuß oder per Fahrrad zu erforschen. Die baumreichste Gemeinde Schwabens, Auhausen lädt ein, die beliebten und zahlreichen Radwege zu einer Radwanderung (z.B. entlang der Wörnitz) zu nutzen oder die ausgedehnten Wälder zu erkunden. Auch ist die Wörnitz bei Auhausen ein beliebter Treffpunkt für Angler und Badegäste aus Nah und Fern.