Die Schäferkarren aus Auhausen
Auhausen - Über 50 Jahre nachdem die gewerbsmäßige Produktion von Schäferkarren in Deutschland eingestellt worden ist, werden wieder derartige „Unterkünfte auf Rädern“ hergestellt – in den Gemeinde Auhausen. Die ortsansässige Firma Stark hat sich darauf eingelassen, die im Jahr 2007 von Christoph Bornebusch (Hainsfarth) initiierte Idee in die Tat umzusetzen, einen Neuanfang in diesem als ausgestorben gegoltenen Gewerbe zu wagen.
Der inzwischen überraschend verstorbene Bornebusch war bereits im Holzhausbau tätig – und hierbei kamen in der Vergangenheit diverse Anfragen nach preiswerten und einfachen Übernachtungsmöglichkeiten am Rande von touristischen Wanderwegen, welche zwar nicht zu realisieren waren. Aber es entstand daraus die Idee, hölzerne Wohnwägen zu bauen, welche zusätzlich einen etwas nostalgischen Geschmack treffen könnten. So mußte ein geeigneter Handwerksbetrieb gefunden werden, um Schäferkarren – und später auch Zirkuswägen – bauen zu lassen.
Der Auhauser Handwerksmeister und Firmeninhaber Martin Stark war zu dieser Zeit von der Geschäftsidee, derartige Wägen – nach alten Vorbildern – wieder zu produzieren, „leicht zu überzeugen“; denn bereits Ende 2006 hatten ein paar pfiffige Kirchengemeinderatsmitglieder aus Auhausen die eigene Idee, dem damals scheidenden Pfarrer Knoch einen original Pferchkarren als Abschiedsgeschenk mit in die neue Gemeinde – und somit für seine „neuen Schäfchen“ – zu geben. Schon diese Aktion konnte komplett mit Unterstützung der Auhauser Gewerbebetriebe – und somit auch maßgeblich in der Zimmerei Stark – auf ehrenamtlicher Basis verwirklicht werden.
Zwischenzeitlich konnte mit Schreinermeister Martin Engelhardt aus Hainsfarth die gemeinsame Firma RIEWA (Rieser Wägen) gegründet werden, welche zwischenzeitlich zahlreiche dieser Wägen an ihre Liebhaber ausgeliefert hat.
Diese Werke sind allesamt Einzelanfertigungen – und „es steckt sehr viel Handarbeit drin“, so Firmenchef Martin Stark. Die bisher "ausgefallenste" Auslieferung ist an das evangelisch-lutherische Dekanat Gunzenhausen erfolgt, wofür erstmals drei baugleiche Erzeugnisse entstanden sind – und diese ebenso erstmalig mit Türmchen und Glocken Ergänzung fanden. So können diese Karren schon von weitem als „mobile Gotteshäuser“ erkannt werden. Hier sollen sie für die Seegottesdienste, die Tourismusseelsorge und kirchliche Jugendarbeit eingesetzt werden.
Sämtliche Karren-Unikate können mit allerlei „Extras“ bestellt bzw. bestückt werden. So ist es kein Problem, einen Briefkasten anzubringen oder gar einen Kanonenofen vorschriftgemäß einzubauen. In dem „Urmodel“ der Kirchengemeinde Auhausen kann sogar die Bank-/Tischkombination zu einem bequemen Bett umgebaut werden, ebenso wie ein Strom- und Telefonschluß für zeitgemäße Anwendungen vorhanden ist.
Weitere Auslieferungen sind beispielsweise an Kindergärten als Spielmobil, an eine Brauerei als Verkaufswagen und als geschmückter Hochzeitswagen erfolgt. Auch der Deutsche Schäferverband, welcher auf diese neuzeitliche Wiederauflage traditioneller Handwerksarbeit aufmerksam geworden ist, hatte für seinen Stand auf der „Grünen Woche“ Anfang 2008 in Berlin einen Schäferwagen geordert.
Die nächste Aktion wird in Kürze die Präsentation eines Backwagens sein, wobei in Kooperation mit der Backofen-Fabrik Häusler die wohl erste mobile und voll ausgestattete Backstube auf Messen „auf Tournee“ gehen wird.