1608 - 2008
400 Jahre Protestantische Union -
besiegelt im Benediktinerkloster zu Auhausen
An die Uniongründung von 1608
erinnert nur ein naives Fresko
im
Flur der Gemeindekanzlei von
Auhausen (gemalt von Eduard Beinhauer, 1956)
Dorf bei Nacht
Wachtstube war das Refektorium,
Heiß war die Luft von meinem Fähnlein drinnen,
So ging ich auf der Straße hin und her mit Sinnen.
Wie ist die Mainacht deutscher Dörfer stumm!
Nur übers alte Kloster stieg ein Hauch,
Der leis´ den rost´gen Hahn der Fahne drehte,
Und durch des mächtigen Kamines Rauch
Er immer wieder krähte:
"Ein feste Burg..."
Aus grauer Zeit steigt die Erinn´rung auf
Wie hieß das Dorf? - Auhausen nannte
Es der Obrist, der meinen Herzog kannte
Und uns den Weg gezeigt ins Tal hernieder.
Im Mondlicht hebt sich ein Musketenlauf
Und senkt sich wieder
Mein Söldner lacht - im Dunkeln klingt ein
Ein Dirnenlachen lacht ganz leise mit.
Am Brunnen, dran der Mann in Wache steht,
Die starke Kette von der Spindel geht
Der Brunnen leiert seinen Rosenkranz
Just wie ein Pater strengster Observanz,
Der Eimer klatscht ins Wasser
und hinauf zieh´n sie zu zwei´n.
Ich ging zurück im blauen Mondenschein
Und wartete nicht auf des Rosenkranzes Amen.
Schräg an der Mauer glänzte der Musketenlauf.
Da kamen
Vom Kloster lärmend ein paar Trunkne her.
Ich ließ sie geh´n - der Waffen Dienst ist schwer.
Und wenn sie nächtens auch gassatim laufen,
Sie melden tags vorm Heer
Sich tapfer dort zu dem verlornen Haufen.
Durchs Bogenfenster der Abtei
Fällt langer Schein auf grasigen Dorfweg nieder,
Der Wetterhahn weiß keine andern Lieder,
Und seinem Kloster kräht zum Spott
Er immer wieder mit mißtönigem Schrei
"...ist unser Gott."
Und auf und nieder durch die lange Nacht
Hab ich die Wache schlendernd hingebracht,
Ich war ja jung!
Wie klar ist heute die Erinnerung
An jene Nacht!
In jener Nacht, da ich als meines Herzogs Offizier
Dem Fähnlein seiner Wache hab befohlen
Und mit Bedacht der deutschen Frühlingsnacht den Schlaf gestohlen,
Ist oben im Quartier
der edlen Fürsten ein Konvent gemacht,
Der kostete viel Blut und manchen Thron,
Sie nannten´s: Protestantische Union.
Auhausen, 14. Mai 1608
von Börries von Münchhausen (1874 - 1945)
neu aufgelegt von Pfarrer Kleeßen im
Gemeindebrief der Kirchengemeinde Auhausen
Das Portal der Klosterkirche Auhausen -
im "ökumenischen Schmuck" der katholischen und evangelischen Kirchenfahnen
1608 - Die Proklamation der Protestantischen Union
im Kloster von Auhausen Die einzige Darstellung der Unionsgründung stammt aus einem Wandbilderzyklus im Bayerischen Nationalmuseum in München. Gefertigt hat es August Hövemeyer (1824-1878) nach einem Entwurf von Friedrich Max von Thiersch. Das Bild wurde vermutlich im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Es zeigt Friedrich IV., Kurfürst der Pfalz, inmitten der anderen an der Gründung beteiligten Fürsten. Tatsächlich war der Kurfürst in Auhausen nicht zugegen: Er wurde von seinem Berater und späteren Kanzler Christian von Anhalt