„Bäume unserer Heimat 2009“ nannte sich der Wettbewerb, den der Kreisverband für Gartenbau und Landschaftspflege Nördlingen in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft von MdL Georg Schmid ausgelobt hatte. Privatpersonen konnten ihre Bäume genauso melden wie Kommunen.
Die Bewertungskommission setzte sich zusammen aus dem 1. Kreisvorsitzenden der Gartenbauvereine Helmut Guckert, dem Kreisfachberater am Landratsamt Georg Diethei, dem Mitglied der Unteren Naturschutzbehörde Werner Reißler und dem Kreisheimatpfleger Herbert Dettweiler. Sie hatte 33 Bäume unter verschiedensten Gesichtspunkten zu begutachten: Bedeutung, Habitus und Alter, Zustand und geschichtliche Hintergründe des Baumes, aber auch eventuell geplante Erhaltungsmaßnahmen oder Ersatzpflanzungen. Gemeldet wurden Bäume, die als Flur- und Landmarken dienten, auf historisch bedingte Pflanzungen oder private Ereignisse zurückgehen.
Die Abschlußfeier und -prämierung fand im Oktober 2009 in Reimlingen statt, wobei Helmut Guckert die vielen geladenen Gäste begrüßte. Landrat Stefan Rößle freute sich sichtlich über die große Resonanz, die der Wettbewerb hervorgerufen habe. Im Weiteren ging er auf die Bedeutung der Bäume für unser Leben ein, denn Bäume seien für das Wohlergehen des Menschen unentbehrlich. Gastgeber und Bürgermeister Josef Lutz stellte kurz seine Gemeinde vor und zeigte auf, wie die Kommune im Siedlungs- und Außenbereich die Baumkultur pflege. Mitten im Ort in der Kapellenstraße sei so bei der „Kriegereiche“ ein schön gestalteter Platz entstanden.
Festansprache Georg Schmid stellte in seiner Festansprache fest, daß die bayerische Heimat, wie sie jeder kenne und liebe, ohne Bäume und Wälder undenkbar wäre. Bäume seien lebendige Geschichte, denn viele wurden zu besonderen Anlässen gepflanzt, etwa zur Hochzeit, der Geburt eines Kindes oder zum Dank für eine glückliche Heimkehr aus dem Krieg. Bäume markieren Brücken und Wegkreuzungen, sie stehen an Kapellen und Bildstöcken, Streuobstwiesen liefern Früchte und Feldhecken sind reiche Nahrungsquelle für Tiere und Vögel. Schmid zog Resümee und meinte, Bäume seien ein kostbares Erbe, das wir zu bewahren und durch Neupflanzungen zu erneuern hätten.
30 Mal mit historischem Hintergrund Über 30 Bäume wurden von Privatpersonen, Heimatvereinen und Gemeinden für diesen Wettbewerb gemeldet, Bäume mit historischem Hintergrund genauso wie Bäume, die als Land-, Flur- und Grenzmarken gepflanzt worden waren, aber auch Bäume, die ganz einfach als private Bäume eingestuft werden können. Kreisheimatpfleger Herbert Dettweiler wurden die Bäume mit historischem Hintergrund für die Laudationes zugewiesen. Schon 1825 hatte König Max I. von Bayern einen Aufruf erlassen, in dem er die Bevölkerung aufforderte: „An jeden freien Raum pflanze einen Baum“. Die Jahre 1870/71 werden da oft als Pflanzdatum genannt, die Jahre des gewonnenen Krieges gegen den damaligen Erzfeind Frankreich.
Preisverleihung -Gemeindliche Bäume Sonderpreis: Untermagerbein, für die „Siegeslinde“, die von der Gemeinde 1871 gepflanzt und unter ihren Wurzeln mit einer Schriftrolle belegt wurde. Ehrenpreis: Möttingen, für eine Platane, genannt der „Franzosenbaum“ und von der Gemeinde ebenfalls 1871 zum Ende des Franzosenfeldzuges gepflanzt wurde. 1. Preis: Maihingen, für die „Gerichtslinde“.
-Private Bäume Ältester Baum: Familie Gerstmeier, Nähermemmingen für ihre „Esche an der Bruckmühle,“ die einen Stammumfang von 5,48 m hat. Es wird angenommen, daß der Baum beim Bau der Mühle im Jahr 1649 gepflanzt wurde. Demnach wäre der Baum exakt unglaubliche 360 Jahre alt. Ehrenpreis: Familie Vierkorn, Nähermemmingen für die „Linde am Wirtsbuck“, die 1918 von der Familie Volk zum Gedenken an den gefallenen Sohn gepflanzt wurde. 1. Preis: Familie Friedel, Munningen für ihre Obstbäume (Kesseltaler Streifling und die Schwäbische Wasserbirne) aus dem Jahr 1887 und die 1890 gepflanzte Kastanie, welche schon damals „Modebäume“ für Alleen, Bierkeller und Gärten war.
Doppellinde von Auhausen Die markante und weithin bekannt „Doppellinde“ auf dem Kellerberg von Auhausen steht, wie es der Standort-Name schon aussagt, auf einem ehemaligen Bierkeller. Dieses noch heute bestehende Bauwerk ist unbekannten Datums, wird aber schon dem ehemaligen Benediktinerkloster von Auhausen zugeschrieben. Nicht umsonst wird der „Zunft der Mönche" die Kunst des Bierbrauens zugeschrieben.
Bekannt ist lediglich, daß dieser Bierkeller bis in die Neuzeit hinein vom Gastwirtsbetrieb der Familien Betz/Kollmar für seinen eigentlichen Zweck als Bierlager genutzt worden ist. Noch immer wird von alten Bürgern aus Auhausen berichtet, daß in jedem Winter Eis aus der zugefrorenen Wörnitz gesägt worden ist, welches - für eine Brotzeit - in diesen besagten Keller zu verbringen war.
Auch ist in der nordrieser Gemeinde nach wie vor bekannt, daß auf diesem Bierkeller des Kellerbergs auch ein kleines Sommer-Gasthaus bestanden hat, welches aber schon vor langer Zeit abgebrochen worden ist.
Zum Kellerberg und zum „Eisen“ in den 40er Jahren berichtet Kurt Hasselbach Folgendes aus seiner frühen Erinnerung:
Die Linden am Kellerberg standen schon 1946 mit einem satten Stamm, sonst waren, wie ich mich erinnere, nur kleinere Büsche dort. Der Keller war, solange ich denken kann, nicht mehr in Verwendung. Wir Kinder hatten immer Angst, daß im Keller etwas runter bricht, oder gar ein versteckter Mensch irgendwo ist. Eine Taschenlampe hatte keiner von uns, so haben wir mit Streichholz und eventuell einer Kerze Licht gemacht. Innen lagen immer ein bis zwei alte Bretter und ein Stein- bzw. Erdhaufen. Daß dort früher Bier eingelagert wurde, war allen klar.
Das Eissägen war damals, Ende der Vierziger Jahre, nichts Besonderes, es kamen am passenden Tag vier bis fünf Männer mit Werkzeug und Karren oder Schlitten und haben gehackt und gesägt – und immer schöne eckige, ca. 20 cm dicke Klötze aus dem Eis geholt und schnell aufgeladen und im Gasthauses Kollmar in den Keller unter dem Ausschank zur Kühlung des Biers transportiert. Meiner Erinnerung nach hat das Eis den ganzen über Sommer gehalten. Das Tauwasser kam durch ein kleines Rohr hinten am Haus, am Wörnitzufer wieder raus. So arbeitsreich das Leben für uns Kinder damals war, so romantisch ist mir Auhausen in Erinnerung.
Ich kenne das „Eisen“ nur im Ort, auf den Kellerberg wurde zu meiner Zeit nichts mehr transportiert. Der damalige Gastwirt Friedrich Kollmar war der Großvater vom jetzigen Fritz Kollmar. Der Vater vom Fritz war ca. 16 Jahre alt und mußte auch fest mitarbeiten... .
Die "ehemalige Klosterherberge" von Auhausen, das Gasthaus der Familien Betz und Kollmar
Die Gemeinde Auhausen mit Blick auf den Kellerberg mit seinem Bierkeller, der über dem nordrieser Ort hinausragt
Eisen an der Wörnitz (in Oettingen)
Foto: Johann Högel, um 1915
Fotosammlung Heimatmuseum Oettingen
Nunmehr ist auf Initiative von Karl-Heinz Beck, 1. Vorsitzender des Heimat- und Verschönerungsvereins Auhausen, diese besagte „Doppel-Linde“ zum Wettbewerb „Bäume unserer Heimat 2009“ angemeldet worden, zumal über dieses markante Naturdenkmal poetische Zeilen vom Auhauser Bürger und Heimatdichter Dr. Otto Meyer verfaßt worden sind.
Trotz einer hoffnungsvollen Einladung zur Wettbewerb-Prämierung für den Eigentümer, Fritz Kollmar, den Initiator Karl-Heinz Beck – und den Bürgermeister der Gemeinde Auhausen reichte es leider nur zum 4. Platz.
Fritz Kollmar und Karl-Heinz Beck durften eine belohnende Urkunde mit in die baumreichste Gemeinde Schwabens (so der 1987 an Auhausen verliehene Titel) nehmen, nachdem Bürgermeister Dorner wieder einmal nur durch Abwesenheit „glänzte“.
"Blick vom Rosenbuck" über das Klosterdorf Auhausen hinweg auf den Kellerberg von Dr. Otto Meyer
Am Rosenbuck im Frühlingsglück
Steh ich am Ostermorgen
Und sende meinen Blick zurück
Auf´s Dorf, das wohlgeboren
Im Tal zu meinen Füßen liegt
Vor sanft geschwungenen Höhen
Dem Kellerberge angeschmiegt
Auf dem zwei Linden ´stehen
Die zwei, so scheint es, halten Wacht
Auf vorgeschobnen Posten
Das Tal nach Nord und Süd verflacht
Und hebt sich fern im Osten
Wo Hohentrüding, Spielberg grüßt
Entfernt gar manche Stunden
Vor mir im Grund die Wörnitz fließt
Gemächlich, viel gewunden
Und über allem liegt der Schein
Der warmen Frühlingssonne
Ich trink dies Bild in mich hinein
Mit unsagbarer Wonne
Du kennst den Blick, Du kennst das Bild
Laß einst es zu Dir sprechen
Wenn Du Dein Fernweh hast gestillt
Wenn Hoffnungen zerbrechen
Dann kehr zur Heimat Du zurück
In diesen schlichten Zeilen
Bei diesem Bild, bei diesem Blick
Beruhigt zu verweilen