Der Aberglaube im Ries und der fränkischen Region
Unter dem Titel „Zwischen Aberglaube und Volksfrömmigkeit“ referierte Kreisheimatpfleger Herbert Dettweiler für die Kirchengemeinde Auhausen anläßlich eines Gemeindenachmittags vor zahlreicher Zuhörerschaft in dem Ort an der fränkisch-schwäbischen Grenze. Insbesondere viele ältere Gemeindemitglieder waren anwesend – und fühlten sich zumeist in eine „bekannte Welt aus ihrer Jugend“ zurückversetzt.
Dettweiler sprach von „Eckpunkten in unserem Glaubensleben“, jedoch seien „die Grenzen dazwischen oft fließend“. Zwar bekennt sich unsere christliche Kultur zu dem dreieinigen Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Man sollte glauben, das wäre eindeutig und genug. Daneben beherrscht seit christlicher Urzeit der „Aberglaube“ die Menschen. Luther verwendete auch das Wort „Mißglaube“, was beinhaltet, daß dieser Glaube dem Christenglauben wohl entgegensteht. Viele Volkskundler vermeiden jedoch diesen abwertenden Begriff und sprechen bevorzugt von „Volksglaube“, der wiederum dem Begriff der „Volksfrömmigkeit“ sehr nahe kommt.
Mit einem einführenden Beispiel stellte es der Kreisheimatpfleger aus dem benachbarten Lehmingen dem Zuhörer frei, in welche Schublade er diese steckt und ob er darüber lächelt, wenn er hört, daß Tau des Ostermorgens Sommersprossen tilgen kann, er darüber nachdenkt, ob das an den Türbalken geschriebene C+M+B Aberglaube oder Volksglaube ist oder er sich ärgert, wenn etwa ein „Toi, toi, toi!“, am besten auf Holz geklopft, in die Schublade „Aberglaube“ gesperrt würde.
Forschungen reichen über 50 Jahre zurück
„Es war für mich das Schwierigste, eine Gliederung in das Ganze zu bringen“. Mit dem Hinweis, daß das „alte Dorf vor nunmehr 50 bis 80 Jahren“, dem Zeitraum, den Dettweiler teilweise noch persönlich kennengelernt habe und hauptsächlich durchleuchtete, „ungeordnet durchdrungen war von Aberglaube und Volksfrömmigkeit“, begann er den Reigen der Themenkreise: Gesundheit der Menschen, Gespenster und Hexerei sowie Tiere im Aberglauben.
Darüber hinaus hat neben dem Lebensweg des Menschen zwischen Geburt und Tod sowie im Jahreslauf das Thema „Landwirtschaftlicher Erfolg“ einen markanten Platz dieses Vortrags eingenommen. In einer Zeit, wo das eigene Leben und Überleben, oftmals mehr schlecht als recht, nur durch „die eigen Hände Arbeit“ sicherzustellen war, stand der landwirtschaftliche Erfolg deshalb im alten Dorf oft noch vor der eigenen Gesundheit: Der Satz „Weibersterba ko´a Verderba; Gaulverrecka was fir a Schrecka!“ würde in heutiger Zeit das blanke Entsetzen hervorrufen, war aber aus damaliger Sicht eine „realistische Gewichtung“.
Über 150 Beispiele zusammengetragen
Herbert Dettweiler hat bei seinen Nachforschungen, die er bereits „anno 1967 anläßlich seiner Zulassungsarbeit zum Lehramtsstudium“ bei älteren Leuten erfragen konnte, über 150 Beispiele zusammengetragen. Sie verdeutlichen die Verwobenheit von Aberglauben im Leben der Menschen noch bis in den 1950-er Jahren. Inwieweit sind aber Aberglauben und Volksfrömmigkeit auch heute noch verknüpft in unseren Bräuchen bei kirchlichen Festen? Wo sind die Grenzen zwischen „weißer und schwarzer Magie“? Was sind Raunächte und Losnächte; was haben Glücksschwein, Kaminkehrer und vierblättriges Kleeblatt mit Aberglauben zu tun? Fragen, die jeder Zuhörer an diesem Tag mit nach Hause nehmen durfte und die sich jeder Interessierte anhand seines persönlichen Lebens zwischen Tradition und Moderne selbst beantworten darf... .