Brauchtum in Auhausen und Lehmingen
- von Kreisheimatpfleger Herbert Dettweiler und Robert Kaußler -

Konfirmation

Der Palmtag, wie die Konfirmation wegen der Feier am Palmsonntag bei uns in der schwäbisch-fränkischen Region heißt, ist der erste Ehrentag im Leben eines jungen evangelischen Kirchenmitglieds.
Zu einer Zeit mit sieben Schulpflichtjahren lag der Palmtag in der 7. Klasse. Mit der Verlegung des Schuljahresende in den Sommer und der Verlängerung der Schulpflicht auf acht Jahre ist die Konfirmation auf das letzte Jahr der Schulzeit eines Volksschülers verlegt worden, da es zugleich als bürgerliches Initiationsritual galt (und gilt), das am Wechsel in das Erwachsenenleben steht.
Zur Vorbereitung wurden früher in zwei Winterhalbjahren der kleine Katechismus, eine ganze Menge Gesangbuchlieder und Psalmen, sowie manche Bibelstelle auswendig gelernt. Diese Praxis wurde vor einigen Jahrzehnten von einer zweijährigen Vorbereitungszeit, dem Präparanden- und Konfirmanden-Unterricht abgelöst. Seit einigen Jahren wird die hierbei übliche allwöchtliche Doppelstunde, welche an einem Wochennachmittag stattfand, meist verlegt auf einige Samstage und ein „Konfi-Wochenende“, an dem einzelne Themen etwas genauer besprochen werden.
Am Donnerstag vor der Konfirmation (jetzt am Vorsonntag) war die Konfirmandenprüfung, vor der man allgemein große Angst hatte, am Samstagnachmittag die Beichte. Vorher allerdings mussten die Konfirmanden noch „abbitten“, das heißt bei Lehrer und Pfarrer „um Verzeihung bitten, falls wir Sie jemals beleidigt haben...“, früher auch noch bei ihren Paten, im fränkisch-schwäbischen Sprachraum Dot und Dotle genannt, von denen sie dabei ihr Gesangbuch bekamen.

Palmsonntag 1910 in Auhausen:
Marie Sauber, Sofie Hertlein, Clara Wagner, Karolina Albrecht, Babette Voigt, Karolina Auer (1. Reihe, von links);
Margarete Schaudig, Friedrich Zimmerer, Karl Kugler, Karl Holnsteiner, Christian Hertlein, Babette Burkhard (2. Reihe, von links);
Karl Berger, Georg Schäfer, Otto Kaußler und Friedrich Loacher (3. Reihe, von links)

Nach der Beichte trugen die Konfirmanden Backwerk aus, oft Haus für Haus, wofür die Buben früher Geld, meist für ein Fahrrad, die Mädchen Geschenke für den „Glaskasten“ erhielten. Organist und Mesner, Lehrer und Pfarrer bekamen besonders viel und letztere wurden bei dieser Gelegenheit zum Palmtag geladen, entweder zum Mittagessen, zum Kaffee oder zum Abendessen. In manchen Jahren war es für die beiden Herren mit ihren Frauen schon eine rechte Anstrengung, jeder Familie „d' Ehr a z'doa“ (die Ehre zuteil werden lassen). Ausschließlich feierte man zu Hause, nicht wie heute größtenteils in einer (oft auswärtigen!) Gastwirtschaft. Zu Mittag gab es „a guata Supp, zwoarloa Fleisch, Rawunzl- ond Erbirasalat“.
Am späten Nachmittag, wenn die Eltern in den Stall mussten, besuchten sich die Konfirman­den gegenseitig „zum Gschenker g´schaua“.

Palmsonntag 1946 in Auhausen:
Frieda Maurer, Ella Schaudig, Inge Fickel, Traudl Meierhuber, Luise Eigner, Rosa Loacher (1. Reihe, von links);
Traub Frieda, Erna Kaußler, Pfarrer Max Karrer, Hildegard Meyer, Lotte Burkhardt
(2. Reihe, von links);
Fritz Kugler, Adolf Meyer, Karl Endres, Klaus Spindler, Fritz Deffinger, Walter Weith,
Fritz Kalteiß, Georg Beyhl (3. Reihe, von links)

In Dörfern, wie Lehmingen, wo es eine Musikkapelle gibt, bringt die Konfirmation für die Musikanten alljährlich eine nette Abwechslung: Während die Bläser am Freitag vor dem Fest im Wirtshaussaal die Kirchenlieder für den Konfirmationsgottesdienst proben, schwärmen seit etwa 40 Jahren die dann nicht gebrauchten Trommler, Klarinettisten und Sänger aus und holen in den Häusern der Konfirmanden Torten, Küchle und Kuchen, die dann anschließend an die Probe mit gebrautem Kaffee genüsslich konsumiert werden.

Die im Lehminger Gottesdienst gesungenen Lieder wechseln in ihrer Begleitung versweise zwischen Orgel und Musik, während der Auszug aus der Kirche umgekehrt erfolgt: zuerst spielt die Orgel und dann die Blaskapelle, sobald der den Zug anführende Pfarrer in der Tür erscheint, intoniert die Musik, die sich kurz vor Ende des Gottesdienstes durch den Hinterausgang nach draußen begeben hat, das Lied „Wohl denen, die da wandeln“ oder „Alles ist an Gottes Segen“, so lange, bis die Konfirmationsgäste das Gotteshaus verlassen haben.