Brauchtum in Auhausen und Lehmingen - von Kreisheimatpfleger Herbert Dettweiler -
Ostern
Die Feier der Osternacht beginnt - in manchen Orten - mit dem Osterfeuer vor der Kirche. Auch treffen sich dazu evangelische und katholische Christen an einem gemeinsamen Ort. Am Osterfeuer wird die Osterkerze entzündet und jeweils in die dunkle Kirche getragen. Die Osterkerze symbolisiert den auferstandenen Christus. Sein Licht durchbricht die Dunkelheit, so wie das Licht des Tages die dunkle Nacht überwindet.
Auf der Osterkerze werden traditionell durch fünf rote Wachsstücke die Wunden Jesu in Kreuzform angebracht sowie die Jahreszahl. Häufig finden sich als Symbole auch die griechischen Buchstaben Alpha und Omega. Sie stehen für Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens. Manchmal wird auch das Lamm mit der Siegesfahne angebracht. Es weist auf Jesus Christus, das Lamm Gottes, das für die Sünden der Menschen geopfert wurde und siegreich auferstand.
Die Sonne geht auf: Christ ist erstanden!
Die Nacht ist vorbei: Christ ist erstanden!
Die Sonne geht auf.
Das christliche Osterfest im Spiegel der Volkskunde In unserem Festkalender gibt es bekanntlich zweierlei Festtage, unbewegliche wie Weihnachten am 25. Dezember und bewegliche wie Ostern und Pfingsten. Sie können in verschiedenen Monaten und bis zu über 30 Tagen auseinander liegen. Der Termin des Osterfestes hängt nämlich vom Lauf des Mondes ab. Ostern fällt alljährlich auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang (21.3.), also frühestens auf den 22. März und spätestens auf den 25. April. Im Jahr 2003 ist es der 20. April und dieser Tag hat die größere Chance, witterungsbedingt zu einem Frühlingsfest zu werden, als wenn Ostern in Eis und Schnee versinkt, wie das im März passieren kann.
Der farbenprächtige Osterbrunnen 2013 in Lehmingen...
... und seit dem Jahr 2012 gibt es auch im Klosterhof von Auhausen einen Osterbrunnen.
Der auch in der fränkisch-schwäbischen Region bereits seit Jahren weitverbreitete Brauch, einen Osterbrunnen im Ort zu schmücken, hat nun auch in Auhausen Einzug gehalten. Durch die Initiative von Heidi Berger und des Heimat- und Verschönerungsvereins konnte dem durch sein Wasser weithin bekannten Klosterbrunnen ein schönes „österliches Kleid“ angelegt werden. Vor der mächtigen Klosterkirche wird über die Osterfeiertage hinaus für zahlreiche Besucher und Wasserholer aus nah und fern ein schön anzusehender „Wasserspender“ zu bestaunen sein.
Ostern ist das einzige christliche Fest, das noch nach einer heidnischen Göttin benannt ist! Ostara war die Frühlingsgöttin der Germanen, die Göttin des Morgenlichts, der wiederkehrenden Sonne, die mit ihrer Wärme das Leben in der Natur ermöglicht. Osterfeuer, wie sie heute noch hier und da entzündet werden, erinnern sehr an die bei den alten Völkern gebräuchlichen Riten, mit die Sonne symbolisierenden Feuern diese herbei zu zwingen. Das Entzünden einer Osterkerze ist vielleicht der letzte Rest dieses Brauches.
Feuer und Wasser gehörten zusammen, und so kam auch den Osterbrunnen, dem Osterwasser und dem Tau des Ostermorgens eine wichtige Bedeutung zu. Besonders in wasserarmen Gegenden wie in der fränkischen Alb waren Quellen, Zisternen und Brunnen unabdingbare Voraussetzung für das Leben von Mensch und Tier und die Reinhaltung dieser Wasserspender folglich ein Gebot. Dem „Osterbrunn“ schrieben unsere Vorfahren Heilkraft zu, und manches Mädchen versuchte, sein Gesicht durch Waschen von „Rossmucken“ zu befreien... Inzwischen ist diese Tradition zur österlichen Touristenattraktion geworden, denn die Brunnen landauf, landab sind tatsächlich sehenswert mit ihren Blumen- und Eiergirlanden, den oft eingearbeiteten Gebildbroten und anderen Ostersymbolen.
Osterhase und Osterei Auch der Osterhase und die Ostereier haben ihren Ursprung im Heidnischen. Das Ei und der Hase galten schon den Römern als Fruchtbarkeitssymbole, wie verschiedenste Darstellungen auf ihrer „terra sigillata“, der gebrannten, roten Tonware, beweisen. Selbst bemalte Eierschalen fanden Archäologen auf einem römisch-germanischen Gräberfeld bei Worms am Rhein. Sitten, die Lebenskraft und Fruchtbarkeit zum Inhalt haben, hielten sich hartnäckig im Volk und so mussten die frühen Missionare versuchen, den alten Bräuchen neue, christliche Inhalte zu geben. Wir Christen feiern Ostern als Fest der Auferstehung Jesu und glauben an das neue Leben, das er nach dem Tode ermöglicht. So deuten wir das Ei als Lebenssymbol, sehen die Schale als Fels, der etwa beim Eierpicken oder Eierrollen wie das Grab aufbricht und aus dem das Leben (Dotter als Sitz des Lebens) hervorbricht. Weitere Eierspiele sind bis auf den heutigen Tag bekannt und alle haben das gleiche Ziel: die Schale muss aufbrechen wie dies auch beim Eierlaufen und Eierwerfen der Fall ist und beim Nachschauen, ob man „ein Engele oder ein Teufele“ ist.
Der Hase war nicht der einzige Eierbringer. Im Lechgebiet bewerkstelligte das beispielsweise ein Hahn, in Nördlingen der Hans Henschele. Dieser warf die Eier in den Frickhinger Anlagen den Kindern beim Osterspaziergang mit Eltern oder Großeltern von der Stadtmauer herab ins Gebüsch.
Da hatten es die Rieser Kinder doch bequemer. Sie bauten dem Hasen ein Nest, in das der seine Eier legen kann. Anders ist das in den fränkischen Dörfern: Da werden die Ostereier versteckt und die Kinder müssen sie suchen, in Anlehnung an das Osterevangelium, wo die Frauen Jesus suchten – und schließlich auch fanden. Auf den biblischen Bericht vom Emmaus-Gang zweier Jünger geht auch der ausgedehnte, mindestens zweistündige Spaziergang am Ostermontag zurück, den viele Familien auch heute noch einhalten, vielleicht als Ersatz für den versäumten Gottesdienstbesuch, obwohl die „aus Rom zurück gekehrten Glocken“ dazu gerufen hatten.
Osterbrunnen, ein sich ausbreitender Brauch Verbreitung: Osterbrunnen wurden ursprünglich in den kargen Karstlandschaften Oberfrankens in der „Fränkischen Schweiz“ geschmückt, breiteten sich aber im 20. Jahrhundert, insbesondere nach dem 2. Weltkrieg auch in den mittelfränkischen Süden aus und eroberten im Zuge der Entdeckung des Fremdenverkehrs in den 1970er Jahren gar noch den Regierungsbezirk Schwaben. Heute sind auch im Ries viele Dorfbrunnen zur Osterzeit geschmückt.
Wasserarmut: Als es auch im fränkischen Jura noch keine zentrale Wasserversorgung gab, waren die Bauern, die die steinigen Hochflächen bestellten, Jahrhunderte lang auf gesammeltes Schmelz- und Regenwasser angewiesen. Zu schnell versickerten in der Karstlandschaft die natürlichen Niederschläge. Wasser war folglich Mangelware und in trockenen, heißen Sommern kam es nicht selten zu ausgesprochener Wassernot. Natürliche Wasserspeicher und Quellen wurden zum Mittelpunkt der Ortschaften, jeder Hof hatte seine eigene Wasserzisterne. War dieses Wasser im Laufe des Sommers schal und ungenießbar geworden, so musste frisches Wasser aus dem Tal oft bis zu 100 Höhenmeter in Butten und Fässern ins Dorf geholt werden.
Brunnen: Erst im 20. Jahrhundert wurden in vielen Dörfern der Fränkischen Schweiz Brunnen in die Tiefe gebohrt oder Brunnen über Rohrleitungen mit Wasser aus dem Tal versorgt.
In vorchristlicher Zeit jedoch huldigten die Bewohner noch verschiedensten Göttern, so auch einer Quellgöttin bzw. der Frühlingsgöttin Eostra, Ostara, wovon vermutlich unser Osterfest seinen Namen hat.
Die Brunnen wurden zu Frühlingsbeginn gereinigt und geputzt, zur Zeit des Erwachens der Natur mit Grün geschmückt, mit Buchs- und Fichtenzweiggirlanden, später mit Eiern als Zeichen der Fruchtbarkeit und Gebildbroten, einem letzten Rest der Nahrungsbeigaben für Tote.
Symbolik: Grüne Girlanden, Kränze und Zweige : Die Natur wird wieder grün. Leben erwächst neu. Blumen, bunte Bänder: Erste Frühlingsblumen künden das Erwachen der Natur; bunte Bänder verstärken diesen Eindruck. Ostereier: Das Leben kommt aus dem Ei; Eier sind Symbol des Lebens; die christliche Deutung dieses (heidnischen) Eierbrauchs: Die Schale (die Felsen) brechen auf, der Dotter (das Leben = Christus) kommt heraus. Bäumchen: Der geschmückte Lebensbaum gehörte zu einem Brunnen. Er sollte möglichst schon grün sein, deswegen Buchsbäumchen oder Fichten- oder Tannenbäumchen, evtl. im Warmen vorgegrünte Birken.
Die zu besorgen und aufzustellen war die Aufgabe der Burschen, während der eigentliche Brunnenschmuck Aufgabe von ledigen, aber bereits schulentlassenen Mädchen war. Gebildbrote: die Brezel (verschlungene Arme, die 3 Durchblicke gewährt), die „Judenstrickle“ (Judas hat sich mit einem Strick erhängt!), die „Bange“ (kommt von biegen). Alle drei Gebäcke werden aus lang gerollten Teigwülsten geformt.