Die Äbte von Auhausen
Stellvertretend für die lange Tradition der Kloster-Äbte von Auhausen hat Frau Dr. Margarethe Meyer aus dem Leben zweier Klosterführer geschrieben:
Wilhelm vom See (1420 – 1450)
An der Ostwand der Lodenburg-Kapelle in der Auhauser Kirche steht die Grabtafel des Abtes Wilhelm vom See aus dem Geschlecht der Herren dei lacu (vom See), das in der Gegend von Wemding seinen Sitz hatte und in seinem Wappen einen Hund mit Kettenhalsband führte.
Gestalt und Gesicht dieses Abtes strahlen Ruhe aus und kennzeichnen ihn als einen sympathischen Menschen. Zugleich aber ist uns überliefert, daß er geistig und körperlich nicht sehr rege war, mehr ein Phlegmatiker. Und gerade er wurde in eine Zeit und vor Probleme gestellt, deren Lösung Energie und Zielsicherheit erfordert hätte. Da waren die Nöte im eigenen Hause. Schon beim Antritt seines Amtes bekam er Schwierigkeiten mit seinen Mönchen, bei denen sich im Laufe der Zeit und besonders unter seinem Vorgänger, Abt Willing, Zucht und Ordnung gelockert hatten, und die sich daher allen Reformen, die auch der Bischof von Eichstätt verlangte, widersetzten. Außerdem mußten Schulden des Klosters bezahlt und dessen Gebäude repariert werden. Nicht weniger unerquicklich gestaltete sich das Verhältnis zu den Markgrafen von Ansbach, die "schuez und schirm" (Schutz und Schirm) besonders wegen der Übergriffe der Oettinger Grafen übernommen hatten. Dieser Schutz mußte teuer mit Geld und mancherlei Abgaben bezahlt werden. Als schließlich diese Forderungen an Abt Wilhelm und sein Kloster ins Unermeßliche gestiegen waren und nicht mehr erfüllt werden konnten, kam es 1449 zu einem offenen Konflikt. Abt Wilhelm fiel bei den Ansbachern in "grosse ungnad", und sie ließen das Kloster "mit jegern, hunden, gastungen und anderen beschwerungen ... und etlichen reytern belegen".
All diese Probleme wuchsen dem Abt schließlich über den Kopf, war er doch keine kämpferische Natur und dazu schon lange kränklich. Bereits 1447 hatte er nach Nördlingen geschrieben, "daß er schon länger in grosser Krankheit liege", und 1450 teilte er seinem Bischof, Johann von Eyb, in Eichstätt mit "...daß er seiner Abtei vor Blödigkeit seines Leibes nicht vorstehen könne.". Daraufhin durfte er auf sein Amt verzichten, für das er eigentlich auf Lebenszeit gewählt worden war. Nun war er ein "abbas resignatus".
Seines Amtes entledigt, bekam Wilhelm sodann die Erlaubnis, außerhalb des Klosters Auhausen "in einem Haus desselben zu Oettingen oder anderswo zu wohnen" und außerdem bekam er für seinen Unterhalt eine erhebliche Unterstützung: "provision und fürsehung". Diese beinhaltete: 100 rh. fl. jährlich, zwei Fuder Frankenwein, je ein Oettinger Eimer des besten und des leichteren und zur Einrichtung des Haushaltes 4 Betten mit "Zugehörung", 2 Kühe und 2 Schweine. Pro Jahr kamen noch hinzu: 10 Malter (wahrscheinlich Nördlinger Malter; 1 Malter = 2 Zentner) lauteres Korn, d.h. glatte = gegerbte Frucht, Roggen, Weizen etc. und 10 Malter Hafer. Dazu durfte er das klösterliche Fischwasser bei Lochenbach nutzen.
So war für den Ruhestand des Abtes Wilhelm vom See auf das Beste gesorgt, und er lebte von nun an unbeschwert.
Georg von Schechingen (1451 – 1481)
An der Westwand der Lodenburgkapelle in unserer Auhauser Kirche steht das Grabmal des Abtes Georg von Schechingen. Das Gesicht dieses Mannes trägt die Züge eines Menschen, den der Lebenskampf enttäuscht und störrisch gemacht hat. Und so war es auch. Nach dem Tode des Wilhelm vom See war Georg von Schechingen, ein Mönch aus dem Kloster in Ellwangen, vom Auhauser Konvent einstimmig zum neuen Abt gewählt worden und auch der Markgraf von Ansbach, Albrecht Achillis, hatte seine Einwilligung dazu gegeben, denn er fühlte sich als Schutzherr des Klosters. Alles wäre ordnungsgemäß verlaufen, wenn nicht an der Person des Georg von Schechingen etwas auszusetzen gewesen wäre, "eine Irregularität" wie es in der damaligen Amtssprache hieß und diese machte es nötig, beim Papst eine "Postulation", d.h. ein Gesuch, einzureichen, das die Amtseinsetzung trotzdem ermöglichte. Leider läßt sich heute nicht mehr feststellen, worin diese Unregelmäßigkeit bestand, aber der Instanzenweg nahm seinen Lauf. Bis die Wahl des Georg von Schechingen genehmigt wurde, vergingen vier Jahre – und was für Jahre! Das kleine Kloster Auhausen geriet mit dem mächtigen Papst Nikolaus V. in Rom in Streit, der den Mönch Lorenz Eckardi aus dem Schottenkloster in Wien zum Abt von Auhausen bestimmte und – als sich der Auhauser Konvent nicht fügen wollte – das Kloster kurzerhand mit Bann und Interdikt belegte. Das bedeutete ganz einfach Verbot aller Gottesdienste und kirchlichen Handlungen sowie sämtlicher Rechtsgeschäfte – also gewissermaßen die Stillegung des Klosters. Schon drei Tage nach diesem Erlaß wurde der Markgraf von Rom aus aufgefordert, dem Lorenz Eckardi zum "Besitz der Abtei zu verhelfen". Das tat der Markgraf allerdings nicht, denn auch ihm mißfiel der Lorenz Eckardi aus dem strengen Schottenkloster in Wien in höchstem Grade, weil dieser ein eifriger. Anhänger jener Reformpartei war, welche neue, strenge Zucht in den deutschen Klöstern einführen wollte. Die Verhandlungen zwischen Auhausen und dem Papst zogen sich hin bis zum Ende des Jahres 1454, als nämlich Lorenz Eckardi von sich aus auf die Abtei verzichtete und es dem Kloster Auhausen gelang, von Bann und Interdikt freizukommen. Aber wieviel Kraft und Ausdauer hatte dieser Streit das kleine Kloster gekostet und darüber hinaus wieviel Geld! Abt Georg und sein Konvent hatten jahrelang an den Schulden zu tragen, die dieser Prozeß gefordert hatte, und andererseits hatte auch der Markgraf seine Unterstützung nicht umsonst gewährt. Zeit seines Lebens hatte Abt Georg daher "Geld gar notdorfftig". So ist uns überliefert, daß Höfe des Klosters verpfändet wurden. Verständlich also, daß der Abt Georg von Schechingen trotz seines Erfolges gegenüber dem Papst seines Lebens nie froh geworden ist und seine Züge von Enttäuschung und Kummer gezeichnet sind.
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