Kratzinschriften auf der Gedenktafel für Abt Georg
Wenn man vor dem schönen Werk Loy Herings an der Nordwand des Chores der Auhauser Klosterkirche steht, das – dreigeteilt – in der Mitte die Auferstehung Christi, links den betenden Abt Georg Truchseß und rechts den ihn mit Pfeil und Bogen bedrohenden Tod darstellt, dann entdeckt man etliche „Kritzeleien“, die sich zunächst nur als ein paar Buchstaben und Zahlen herausstellen. Aber bei genauerer Betrachtung liest man auf dem Helm des schlafenden Wächters den Namen "A. Wilde" dazu die Zahl "1586" und auf dem Stundenglas des Todes nochmals "A.W.". Unter der Pfeilspitze des Todes steht in großen Buchstaben "Carolus Kaufmann Hognsteinensis Borussus Musicus Vocalis - Anno 1586 25. Nov.".
Wer wohl diese respektlosen Gesellen waren, die sich nicht scheuten, auf dieses bedeutsame Kunstwerk ihre Namen zu kritzeln und worauf verweist das Datum 25. November 1586?
Die Nachforschungen des Leiters des Ansbacher Stadtarchivs, Herrn Adolf Lang, lassen vermuten, daß an jenem 25. November vor über 400 Jahren der Markgraf Georg Friedrich von Ansbach (1550 – 1603) hier in der Kirche von Auhausen für sich und sein Gefolge ein Hofkonzert veranstaltete. Denn sicher ist, daß Wilde, Kaufmann und Furtter Mitglieder der Ansbacher Hofkapelle waren. Wilde war ein Lautenist, Kaufmann ein aus Hohenstein/Preußen stammender "guter Altist" und Furtter ein Tenorist. Letzterer stand in Ansbach in schlechtem Ruf wegen diverser Liebesaffären – trotz vorhandener "Haußfraw" – und wegen seiner Spottlust. Er war also eine recht schillernde Gestalt und so wird er es wohl gewesen sein, der Kaufmann und Wilde veranlaßt hat, sich mit ihm zusammen auf der Auhauser Gedenktafel zu verewigen. – Wahrlich ein freches Unternehmen! Zur Nachahmung lieber nicht empfohlen!
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