„His Majestys Sagbutts and Cornetts”
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His Majestys Sagbutts & Cornetts (HMSC) ist ein Ensemble von virtuosen Bläsern, die sich – stets mit historischen Spielweisen und auf Originalinstrumenten – auf die Musik der Renaissance und des Barock spezialisiert haben. Der edle Klang von Zinken und Sackbutts gehört zu den vielfältigsten Farben des 16. – 17. Jahrhunderts. Er wurde in vielen Zusammenhängen gehört, wie z.B. im Consort oder alternierend mit Gesang in der prächtigen Liturgie der großen italienischen und spanischen Kirchen. Besonders in der venezianischen Markusbasilika, in den aristokratischen Unterhaltungen und Intermedien Norditaliens oder den Englischen Masken zur Regierungszeit Jakob I. sowie in der zeremoniellen und frommen Musik der Höfe und Freien Städte des Lutherischen Deutschlands waren Zinken und Sackbutts beliebt.
Zu seiner Blütezeit war der Zink oder das Cornett eines der beliebtesten Instrumente am Hofe und in der Kirche. Wie die Trompete geblasen, aber wie die Blockflöte gegriffen, bietet das Instrument zugleich unglaubliches Virtuosentum und rührenden vokalen Ausdruck. 1635 verglich jemand seinen Klang mit einem Sonnenstrahl, der die Schatten durchbricht.
Der Sackbutt ist der direkte Vorfahre der modernen Posaune, schon die Italiener nannten ihn „trombone“ oder Große Trompete. Dank seiner relativ engen Mensurierung und seinem flachen Mundstück entspricht er auf perfekter Weise dem vokalen Timbre des Zinken. Trotz seines Zugmechanismus schrieben frühe Komponisten häufig ausgiebig figurierte Musik und gerade deswegen wurde harmonisch fortschrittliche Musik ermöglicht. Das Instrument wurde europaweit von Kammermusikern und Kirchenmusikern bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts verwendet.
Der wohlklingende Name des Ensembles entstammt Matthew Lackes five-part things for His Majestys Sagbutts & Cornetts, die wahrscheinlich bei den Krönungsfeierlichkeiten für König Charles II. im Jahr 1661 gespielt wurden.
Eigentlich ein Konzertensemble, bestehend aus zwei Zinken, drei Sackbutts und Kammerorgel, spielt HMSC gerne zusammen mit Sägern und Streichern. HMSC ist häufiger Gast bei Chorprojekten mit John Eliot Gardiner und dem Monteverdi Choir, den BBC-Singers und den Chören von Trinity College und King´s College Cambridge, sowie den Chören von Westminster Abbey, St. Paul und der Westminster Kathedralen in London.

Die Künstler im Klosterhof von Auhausen

In der Klosterkirche Auhausen während ihres Auftritts im Jahr 2008

Reise in die Vergangenheit

Auhausen – „His Majestys Sagbutts and Cornetts“ gab sich in der Klosterkirche Auhausen die Ehre und eröffnete die neue Konzertreihe „Musica Ahuse“ mit Zinken (Cornetts) und Posaunen (Sagbutts). Ein glücklich gewählter musikalischer und instrumentaler Beginn, sowohl als Verbeugung vor der altehrwürdigen Kirche wie auch als Präambel für die Konzertreihe. Denn, was hier mit Renaissanceinstrumenten begonnen wurde, findet in den zwei weiteren Konzerten seine thematische und stilistisch konsequente Fortsetzung: Am 31. Juli im Rahmen des Fränkischen Sommers „The Hilliard Ensemble“ mit Vertonungen aus dem Hohen Lied Salomons, zum Erntedankfest am 2. Oktober dann Musik der Renaissance und des Barock zu feierlichen Anlässen und kirchlichen Zeremonien mit „Musica aliter“ und „CordAria“.

Trompetenartige Zinken
Und so erschallten die trompetenartigen Zinken (Jamie Savan und Jeremy West), von denen Mersenne 1636 meinte, ihr Klang sei mit einem „Sonnenstrahl in der Finsternis“ zu vergleichen und Renaissanceposaunen (Abigail Newman, Adam Woolf und Steve Saunders), die durch einen schlankeren Instrumentenkörper und kleinerem Schalltrichter in mehr intim-gedämpften Klangwelten siedeln und boten zusammen mit Jörg Holluba (Orgel) ein ungewöhnliches Hörspektrum mit Musik aus Spanien und England, aus der „Goldenes Zeitalter“ genannten Epoche.
Nicht Strahleglanz sondern sonnendurchflutete Räume und Gärten, festliche Gesellschaften und Tafelunterhaltung sind die Assoziationen, die sie weckt.

Ein bißchen neutraler
Zwischen kontrapunktischer Kunst, melodischem Fließen, improvisatorischer Ausschmückung der Melodietöne und fantasievoller Variationskunst hält sie sich auf und ist doch immer auch ein bißchen neutraler - weniger individuell - in der gedanklichen Ausformung der Tonsubjekte, als spätere Zeiten es gestalteten.
Tänze und Tanzformen spielen eine wichtige Rolle genau so wie imitierende Naturbilder in Tönen. Wie beispielsweise die „Fantasia Fair Wether“ von John Munday (um 1550-1630) in der „heiteres Wetter - Blitzen - Donner“ zwischen fast filmmusikalischen Tonströmungen, kurzschnellen (blitzartig auftretenden) Motivsubjekten und tiefen „Donnertrillern“ geschildert wird.
Oder auch die „Schlachtenmusik“: „Batalla del sexto tono“ des Spaniers José Ximénez (1601-1672) mit unterschiedlichen Signalen und durchmischt wechselnden Metren, neben zeitgemäß disziplinierten Passagen und Rhythmusgetümmel.
Daneben: die ganze Vielfalt menschlicher Stimmungen und Empfindungen. Ob Francisco Guerreros (1528-1599) geistliches „Ave Virgo Sanctissima“, Tänze wie „Captaine Digorie Piper his Galliard“ von John Dowland (1563-1626) oder das beinahe weltfern besinnliche „Pereat Dies“ von Diego Ortiz (um 1510-1626), dem englischer Humor den internen Titel „Der gestorbene Papagei“ verliehen hat, wie Jeremy West als Moderator verriet.
Reizvoll wird der Abend auch durch die unterschiedlichen Formationen. In „Spagnoletta“ erinnert das Orgelsolo an die hohe Bedeutung der Tasteninstrumente in der Zeit. Viele der Stücke dieses Abends sind, neben weiteren Transkriptionen von Kompositionen für Streicher und/oder Gesang, ursprünglich hierfür geschrieben.

Konzentrierter Hörraum
Kombinationen von Zinken und Orgel, sowie Posaunen mit Orgel stellen die Instrumente in den solistischen Vordergrund und geben ihrem Klangwesen konzentrierten Hörraum.
Was war's? Eine großartige musikalische Reise in vergangene Zeiten – fremd, spannend und bereichernd – mit einem großartigen Ensemble.

Bericht aus Rieser Nachrichten vom 26. Mai 2010

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